Dennis L.
Die Straße von Morgen muss mehr als nur ein Stück Asphaltdecke sein, besonders vor dem Hintergrund einer nachhaltigen und klimafreundlichen Verkehrsentwicklung. Forscher betonen daher, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um die Rolle der Straße neu zu überdenken.
Stuttgart (Deutschland). Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts „Straße der Zukunft“ unterstützen Forscher der Fraunhofer Institute IGB und IAO die Kommunen Erlangen und Ludwigsburg in einem Modellprojekt dabei, ressourceneffiziente Straßen zu planen und entsprechend umzusetzen. Mit Partnern aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft werden Prozesse der Städteplanung optimiert und neue Lösungsansätze erprobt.
Viele der Straßen in der Bundesrepublik Deutschland sehen nicht nur alt aus, sie sind auch nicht mehr zukunftsfähig. So bröckelt der Asphalt, die Oberflächen sind rissig und diverse Dellen sowie Löcher lassen die Straßen eher wie ein riesigen Flickenteppich aussehen. Hier müssen nicht nur vermehrt Sonderlösungen für den Straßenbau her um eine zuverlässige Mobilität zu gewährleisten, es muss auch ein Umdenken stattfinden. Neben der klassischen Transitfunktion symbolisiert die Straße vor allem die Vorherrschaft des Automobils gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern wie Fahrradfahrern, Fußgängern und den öffentlichen Verkehrsmitteln. Genau hier muss ein Umdenken stattfinden, so die Forscher.
Zur Zeit sind Straßen einfache graue Asphaltpisten, auf denen sich Kraftfahrzeuge von Punkt A nach Punkt B bewegen. Die Forschung sieht in den Straßen von Morgen jedoch deutlich mehr: „Straßen sind öffentlicher Raum und müssen viele Funktionen erfüllen, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Dazu gehören z.B. ein gesundes Leben in der Stadt oder soziale Teilhabe“, erklärt Felix Stroh, der das vom BMBF geförderte Projekt „Straße der Zukunft" am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO betreut.
Stroh entwickelt und erforscht mit den Partnern vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für die Straße der Zukunft. Dazu zählen beispielsweise das Sammeln und Speichern von Oberflächenwasser nach Starkregen, die Energiegewinnung oder aber die Erprobung neuer Innovationsfläche für Mobilitäts- und Logistiklösungen sowie die Einführung einer Sensorstruktur zur Optimierung von Verkehrsflüssen und zur Messung von Umweltdaten.
Anders als die Forscher der Fraunhofer Institute, fordert die Wiener Verkehrstechnologiefirma Kapsch TrafficCom, zum Schutze der Umwelt und um die europäischen Klimaziele bis zum Jahr 2035 zu erreichen, eine flexible Mobilitätsbepreisung. Dies hätte laut den Experten aus Österreich zwei wesentliche Vorteile:
Die Experten rechnen damit, dass die Sanierungskosten der Straßen von Morgen deutlich über den üblichen Kosten von heute liegen werden. Spezialgeräte im Straßenbau für Trägerfahrzeuge oder Traktoren werden in Zukunft noch wichtiger bei Neubau und Sanierungsarbeiten, denn die Straße der Zukunft wird mehr sein, als eine graue Asphaltpiste.
Die übrigen Einnahmen können in andere Klimaschutzprojekte fließen oder den Ausbau den öffentlichen Nahverkehrs finanzieren, heißt es weiter.
Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik (IGB) besitzt bereits jahrelange Erfahrungen im Bereich des Wassermanagements und übernimmt daher beim Projekt diesen Part. Hierbei richtet sich der Blick vor allem auf die Entwicklung von effizienten Lösungen, welche Regenwasser im Sinne des Hochwasserschutzes speichern. Dabei liegt der Fokus der Forscher nicht nur auf den Transport des Wassers und der anschließenden Speicherung, sondern auch in der Aufbereitung des verschmutzten Wassers. Die Forscher überlegen zudem, wie sich das Oberflächenwasser auf den Straßen zur Bewässerung von Grünanlagen oder zum Durchspülen von Kanälen nutzen lässt. „Mithilfe von neuen Sensoren und intelligenter Informationstechnologie können wir das Monitoring der Quantität und Qualität von Wasser deutlich verbessern – das wiederum eröffnet uns neue Möglichkeiten und Potenziale, um die Ressource Wasser effizienter und somit auch nachhaltiger zu nutzen“, erklärt Wasser-Experte Dr. Marius Mohr am IGB.
Klar ist, dass die Straße der Zukunft nur noch wenig mit der asphaltierten Piste von heute zu tun haben wird. Viel Technik erfordern mehr und mehr Sonderlösungen im Straßenbau, welche natürlich mit höheren Kosten verbunden ist. Dennoch sind sich die Forscher sicher, ist es eine Investition in unsere Zukunft, denn die Straße von Morgen garantiert nicht nur die Mobilität, sie hilft auch Ressourcen zu sparen und das Klima zu schützen.