Robert Klatt
Frankreich produziert bereits drei Viertel des Stroms mit Atomkraftwerken. Ein neues Gesetz soll den Bau weiterer Atomkraftwerke deutlich beschleunigen. Das Ziel ist unter anderem, die Abhängigkeit von Russland bei der Energieversorgung zu reduzieren.
Paris (Frankreich). In Deutschland sind kürzlich die letzten Atomkraftwerke vom Netz gegangen, obwohl ein Mehrheit der Bevölkerung laut Umfragen den Atomausstieg ablehnt. In Frankreich, wo bereits knapp drei Viertel des Stroms aus Atomkraftwerken stammt, hat Emmanuel Macron hingegen im Februar 2022 die Renaissance der französischen Atomkraft angekündigt. Diese umfasst neben der Laufzeitverlängerung der bestehenden Atomkraftwerke auch den Bau von sechs neuen Atomkraftwerken sowie die Prüfung von acht weiteren Atomkraftwerken.
Das im November 2022 von der Regierung um Macron verfasste Gesetz wurde am Dienstag durch die Nationalversammlung Frankreichs verabschiedet. Das Hauptziel ist der beschleunigte Bau von neuen Atomkraftwerken in der direkten Nähe von bereits bestehenden Anlagen. Das im Vermittlungsausschuss ausgehandelte Gesetz wurde mit einer Mehrheit von 399 Abgeordneten angenommen, während 100 dagegen stimmten und 39 sich der Stimme enthielten. Agnès Pannier-Runacher, die französische Ministerin für die Energiewende, erwartet durch das neu verabschiedete Gesetz eine Verkürzung der Genehmigungsprozesse für Kernkraftwerke um etwa zwei Jahre.
Das verabschiedete Regelwerk bezieht sich auf den Bau konventioneller Atomkraftwerken in der unmittelbaren Umgebung bereits bestehender Anlagen. Des Weiteren findet eine explizite Berücksichtigung der sogenannten Small Modular Reactors (SMR) in dem Gesetz statt. SMRs sind Atomkraftwerke mit einer elektrischen Kapazität von bis zu 300 MW, deren Kernkomponenten in modularen Einheiten bereitgestellt werden. Eine Studie des Centers for International Security and Cooperation (CISAC) der Stanford University und der Swedish Nuclear Fuel and Waste Management Company zeigte kürzlich, dass diese modularen Kleinreaktoren im Verhältnis zum erzeugten Strom deutlich mehr Atommüll produzieren als konventionelle Atomkraftwerke.
Zudem fand in Paris kürzlich ein Treffen mit Vertretern aus 15 weiteren europäischen Nationen statt, welches die Gründung einer neuen Nuklear-Allianz zum Gegenstand hatte. Diese Gruppe, die erstmals Ende Februar in kleinerem Rahmen zusammenkam, propagiert die grenzübergreifende Kooperation in Bezug auf nukleare Energie. Diese Gruppe, die erstmals Ende Februar in kleinerem Rahmen zusammenkam, propagiert die grenzübergreifende Kooperation in Bezug auf nukleare Energie.
Die Nuklear-Allianz prognostiziert, dass durch den Bau von bis zu 45 neuen konventionellen Reaktoren und die Weiterentwicklung von SMR, die Kernenergie bis zum Jahr 2050 potenziell bis zu 150 GW Elektrizität zur EU beitragen könnte. Zudem würde dies zur Schaffung von ungefähr 300.000 Arbeitsplätzen, sowohl direkt als auch indirekt, führen. Als weiteres Argument für den Ausbau der Kernkraft betonen die 16 beteiligten Länder, dass eine solche Maßnahme die Abhängigkeit Europas von Russland reduzieren würde.