Robert Klatt
Generative KI wie ChatGPT wird in vielen Berufen verwendet. Auch Anwälte nutzen inzwischen Large Language Modelle (LLM), um effizienter zu arbeiten. Die menschliche Expertise kann KI im Rechtswesen aber bisher nicht ersetzen.
London (England). Eine Studie des McKinsey Global Institute (MGI) kam kürzlich zudem Ergebnis, dass Künstliche Intelligenz (KI) bis 2030 etwa drei Millionen Arbeitsplätze in Deutschland maßgeblich verändern wird. Obwohl die Allgemeinheit annimmt, dass es sich dabei hauptsächlich um eher einfache Berufe mit einem hohen Anteil von Routineaufgaben handelt, zeigen Untersuchungen schon jetzt, dass die KI auch komplexe Aufgaben, etwa Finanzanalysen von Unternehmen oder die Diagnose von Brustkrebs, übernehmen kann.
Das Unternehmen Lexisnexis hat nun untersucht, ob und wie generative KI, also Systeme wie das Large Language Model (LLM) GPT, das in vielen Fächern bereits Studenten bei Prüfungen übertreffen kann, in Anwaltskanzleien verwendet wird. An der Umfrage im Januar 2024 haben 1.200 Anwälte teilgenommen, von denen mehr als ein Viertel (26 %) die Technologie täglich verwendet. Mitte 2023 war der Anteil noch deutlich geringer (11 %).
„Obwohl diese KI-Einführungszahlen nicht überwältigend hoch sind, stellen sie für den risikoscheuen Berufsstand der Juristen eine enorme Veränderung dar.“
Wie die MTR Legal Rechtsanwälte erklären, kann die KI menschliche Fähigkeiten im Rechtswesen bisher aber noch nicht vollständig ersetzen, sondern lediglich die Effizienz der Anwälte erhöhen.
In mehr als einem Drittel der befragten Anwaltskanzleien konnten durch den Einsatz von KI bereits Prozesse verbessert werden. Ein Kanzleichef erklärte etwa gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), dass sie die Technik für eine schnellere Synthese von Dokumenten in erste Entwürfe nutzen.
„Generative KI wird die Analyse und das Fachwissen von Anwälten nicht ersetzen, aber es wird ihnen helfen, ihre Prüfungen schneller und konsequenter durchzuführen.“
Die Umfrage zeigt zudem, dass die meisten Kanzleien zukünftig KI für das Verfassen von Dokumenten, für die Recherche und für die Kommunikation mit ihren Mandanten verwenden wollen. Anspruchsvolle Aufgaben, etwa das Verfassen von Klageschriften und Verträgen, sollen die aktuelle KI hingegen noch nicht übernehmen.
Etwa die Hälfte der Umfrageteilnehmer hat aktuell noch Bedenken hinsichtlich von Ungenauigkeiten der KI. Vor allem Halluzinationen (Konfabulationen), also Resultate einer KI, die zwar überzeugend klingen, aber objektiv falsch sind, sind im Rechtswesen problematisch. Anwaltskanzleien, die bereits generative KI einsetzen, achten bei der Schulung der Mitarbeiter deshalb vor allem darauf, dass diese es lernen, die Ergebnisse der KI zu überwachen, um eine hohe Qualität gewährleisten zu können.
„Kommunikation und Schulung sind der Schlüssel. Wie bei jedem Einführungs- oder Veränderungsprojekt haben wir unsere Champions in der gesamten Kanzlei und nutzen sie, um die Teams zu überzeugen.“
Dies bestätigten auch führende Wissenschaftler aus dem Forschungsfeld KI, laut denen Fehler nur durch eine menschliche Aufsicht verhindern werden können. Trotzdem bestätigt ein Innovationsleiter einer Großkanzlei, dass KI bereits jetzt viele Arbeitsschritte beschleunigen kann, darunter etwa die Prüfung von Verträgen und Dokumenten.
„Beim derzeitigen Stand der Dinge würde ich mich mit einer echten Delegation an KI ohne menschliche Aufsicht unwohl fühlen.“