Robert Klatt
Ein neues Baumwollgewebe mit tausenden Leuchtpunkten könnte Kleidung in der Zukunft in ein großes Display verwandeln.
Shanghai (China). Die Kleidung der Zukunft wird vor allem durch technische Innovationen geprägt. Dazu gehören zum Beispiel integrierte Displays, die Informationen direkt auf dem Unterarm anzeigen und es somit ermöglichen, dass das Smartphone in der Tasche bleibt. Bisher scheiterten solche Konzepte jedoch an der geringen Flexibilität der elektronischen Bauteile.
Wissenschaftlern der Fudan University haben im Fachmagazin Nature nun ein 6 x 0,25 Meter großes Gewebe mit 500.000 Leuchtelementen vorgestellt, dessen hohe Widerstandskraft auch eine Nutzung im Alltag möglich macht.
Das von Peining Chen und Huisheng Peng geleitete Team nutzt als Leuchtmittel Zinksulfidfäden mit Silberbeschichtung. Diese wurden auf einen Webstuhl gespannt und dort mit Schussfäden aus Polyurethan, die durch eine ionische Flüssigkeit elektrisch leitfähig gemacht wurden, sowie mit Baumwolle verwoben. Es entstand so an jedem Kreuzungspunkt der Fäden mit einem durchschnittlichen Abstand von 800 Mikrometern ein Leuchtelement.
Laut den Entwicklern weicht die Leuchtkraft zwischen den einzelnen Elementen um nur maximal acht Prozent voneinander ab. Dank der Beschichtung mit Kupfer oder Mangen können die Punkte entweder blau oder orange leuchten.
Hundertmaliges Waschen und Trocknen in der Maschine führte bei dem textilen Display zu keiner erkennbaren Verringerung der Helligkeit und auch tausendfaches Falten und Knautschen sorgte nur bei wenigen der 500.000 Leuchtelementen zu Ausfällen.
Die Wissenschaftler erklären überdies, dass ihr Verfahren, bei dem zwei unterschiedliche Materialien miteinander verwoben werden, auch zur Integration einer Tastatur in den Stoff genutzt werden kann. Es ist außerdem möglich Solarelemente zu integrieren, über die die Kleidung Strom generiert. In Zukunft könnte also ein komplettes System aus Display, Tastatur und autonomer Stromversorgung in einem Pullover oder einer Jacke integriert werden.
Als mögliche Anwendungsmöglichkeiten sehen die Wissenschaftler ein Navigationssystem for Motorradfahrer oder eine Kommunikationshilfe für behinderte Menschen, die in Verbindung mit einem Brain-Computer-Interface ihre Bedürfnisse über das Display mitteilen könnten.
Nature, doi: 10.1038/s41586-021-03295-8