Robert Klatt
In Deutschland wurde die weltweit erste industrielle Anlage zur Produktion von synthetischen Kraftstoffen mit Solarwärme eröffnet.
Jülich (Deutschland). Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) haben im Juni 2019 die erste sogenannte „SUN-to-LIQUID“-Anlage errichtet. Es handelt sich dabei um ein System, das mit Sonnenlicht aus Wasser und CO₂ Kraftstoffe produzieren kann. Nun haben die Wissenschaftler mit ihrem Start-up Synhelion die global erste industrielle Anlage zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen mit Solarwärme in Jülich in Betrieb genommen.
Die Anlage mit dem Namen „DAWN“ beweist, dass die Technik des Unternehmens bereits für den industriellen Einsatz geeignet ist. Sie soll vor allem das Potenzial der synthetischen Kraftstoffe demonstrieren und zeigen, dass der Verkehrssektor, insbesondere die Luftfahrt, auch ohne Kraftstoffe aus Erdöl betrieben werden kann.
DAWN besteht aus einem 20 Meter hohen Solarturm, der von Spiegeln umgeben ist. Der zentrale Solarturm enthält einen Empfänger, einen thermochemischen Reaktor und eine thermische Energiespeicherung. Er kann dadurch rund um die Uhr synthetische Kraftstoffe produzieren.
Laut Synhelion wird DAWN jährlich mehrere tausend Liter Kraftstoff herstellen. Die Anlage wird vor Ort synthetisches Rohöl (Syncrude) ausstoßen, das in einer konventionellen Ölraffinerie zu unterschiedlichen Kraftstoffen verarbeitet werden kann. Synhelion kann also nicht nur solares Kerosin für die Luftfahrt, sondern auch solares Benzin und solaren Diesel liefern. Die synthetischen Kraftstoffe sind mit bestehenden Motoren kompatibel und können fossile Kraftstoffe direkt ersetzen.
Im kommenden Jahr beginnt Synhelion mit dem Bau seiner ersten kommerziellen Anlage in Spanien. Diese soll rund 1.000 Tonnen Die Anlage wird insgesamt etwa 1’000 Tonnen Kraftstoff pro Jahr produzieren. Geplante zukünftige Anlagen werden die Größe der ersten beiden Anlagen deutlich übertreffen und somit eine viel höhere Produktionskapazität bieten. In den kommenden zehn Jahren soll die Produktionsmenge des Unternehmens auf mindestens einer Million Tonnen Solarkraftstoff ausgebaut werden.