Robert Klatt
Japan hat mit der Entwicklung eines eigenen Kernfusionsreaktors begonnen. Der Prototyp soll bis zum Jahr 2050 seinen Betrieb aufnehmen.
Tokio (Japan). Laut der Wirtschaftszeitung Nikkei möchte die japanische Regierung bis zum Jahr 2050 den Prototyp eines Kernfusionsreaktors errichten lassen. Als erster Schritt soll dafür bis zum Sommer 2022 eine Forschungs- und Entwicklungsstrategie ausgearbeitet werden. Dazu wird die Regierung in Kürze ein Expertengremium einrichten, das die Strategie entwickelt.
Neben Wissenschaftlern soll daran auch der private Sektor einschließlich Start-ups, kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) und Investoren beteiligt sein. Wie der japanische Premierminister Fumio Kishida erklärt, soll dies die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie in diesem Zukunftssektor sichern.
Überdies ist Japan neben der Europäischen Union (EU), den Vereinigten Staaten von Amerika (U.S.A.), Russland, Südkorea und Indien am Kernfusionsprojekt ITER bei Cadarache in Südfrankreich beteiligt, dessen Bau bereits im Jahr 2010 begonnen hat. 9 der 19 Ringfeldspulenmagnete für ITER sowie die Gehäuse für die Magnete werden in Japan hergestellt. Das erste Ringfeldwicklungspaket fertigte im Jahr 2017 Mitsubishi Heavy Industries, das zweite wird von Keihin hergestellt.
Das Ziel des Gemeinschaftsprojekts ITER ist es herauszufinden, ob die Kernfusion sich für die Energiegewinnung eignet. Später möchte Japan die dabei gewonnenen Erkenntnisse in den Bau des eigenen Fusionsreaktors einfließen lassen.
Laut Plänen der Regierung soll Japan bis zum Jahr 2050 kohlendioxidneutral werden. Dabei sollen vorerst die Atomkraft und später möglicherweise die Kernfusion helfen. Als Reaktion auf das Erdbeben und den Tsunami am 11. März 2011, die in Fukushima Daiichi zu drei Kernschmelzen führten, sind alle 50 japanische Reaktoren zeitweise vom Netz gegangen. Die Stromproduktion per Atomspaltung wurde jedoch im Sommer des Jahres 2015 wieder aufgenommen. Am Netz sind derzeit wieder neun oder zuvor abgeschalteten Atomkraftwerke.