Robert Klatt
Eine kompakte Anlage erzeugt ohne Filter aus Salzwasser Trinkwasser. Das neue System entfernt zudem Viren und Bakterien und erzeugt so Wasser von höchster Qualität.
Cambridge (U.S.A.). Um Salzwasser in Trinkwasser umzuwandeln, muss dieses bisher durch Filter laufen. Die meisten Entsalzungsanlagen brauchen dazu Hochdruckpumpen, die das Salzwasser durch die Filter drücken. Eine Miniaturisierung der Anlagen ist laut Junghyo Yoon, wissenschaftlicher Mitarbeiter am RLE (Research Laboratory of Electronics), deshalb kaum möglich
Wissenschaftler des Massachusetts Institutes of Technology (MIT) haben nun ein kompaktes Gerät entwickelt, das ohne Filter Salzwasser in Trinkwasser umwandeln kann. Der etwa zehn Kilogramm schwere Koffer verwendet stattdessen elektrischer Energie zur Entsalzung. Dabei entsteht Trinkwasser, das die Qualitätsstandards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) übertrifft.
Wie die Entwickler im Fachmagazin Environmental Science & Technology erklären, nutzt die kleine Anlage die Ionenkonzentrationspolarisation (ICP) zur Entsalzung des Wassers. Entlang eines Wasserkanals aus eines Wasserkanals wird dabei ein elektrisches Feld angelegt. Dieses stößt positiv und negativ geladene Teilchen beim Vorbeifließen an. Neben Salz werden so auch Viren und Bakterien aus dem Salzwasser entfernt. Anschließend werden die geladenen Teilchen von einem zweiten Wasserstrom abgeleitet. Im zweiten Schritt werden die verbleibenden Salzionen per Elektrodialyse entfernt.
Die Nutzung des Koffers soll laut den Wissenschaftlern auch für Laien problemlos möglich sein. Wenn der Salzgehalt einen bestimmten Schwellenwert unterschreitet, meldet das Gerät, dass das Wasser trinkbar ist. Bei einem Versuch am Carson Beach in Boston konnte in einer halben Stunde ein Plastikbecher mit frischem Trinkwasser erzeugt werden.
Laut den Forscher benötigt die innovative Entsalzungsanlage weniger Energie als das Ladegerät eines Smartphones. Sie kann also auch mit kleinen Solarpanels betrieben werden. Der „Entsalzungskoffer“ ist demnach ideal für den Einsatz in Krisengebieten sowie in ressourcenbeschränkten Gebieten, etwa an Bord von Schiffen. Leider sind die Materialien teuer. Außerdem ist der Wartungsaufwand bei stark verunreinigten Wasser recht hoch.
Environmental Science & Technology, doi: 10.1021/acs.est.1c08466