Robert Klatt
In Deutschland fehlen laut einer Studie etwa 300.000 öffentliche Ladestationen für Elektroautos. Rheinmetall hat nun eine Lösung vorgestellt, die Ladestationen in den Bordstein integriert und somit eine hohe Ladepunktdichte in Städten ermöglicht.
Frankfurt am Main (Deutschland). In Deutschland sollen 2030 laut dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung 15,8 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) fahren. Eine Studie von Strategy& zeigte jedoch kürzlich, dass dafür mindestens 520.000 öffentliche Ladepunkte vorhanden sein müssten, also deutlich mehr als die aktuell vorhandenen 210.000 öffentlichen Ladestationen. Ein Team des Rheinmetall Technology Centers hat deshalb nach Möglichkeiten gesucht, mit denen sich eine möglichst große Ladepunktdichte in die bereits vorhandene städtische Infrastruktur integrieren lässt.
„Gerade im innerstädtischen Raum sind freie Flächen knapp, sodass die Errichtung neuer Infrastruktur sehr häufig nur auf Kosten anderer Stakeholder im Straßenraum möglich ist.“
Nun hat Rheinmetall (PDF) auf der VDE E-Mobility Conference eine Lösung präsentiert, bei der die Ladeelektronik in einen Bordstein integriert wird. Der Bordstein wird dadurch zur Ladesäule am Straßenrand, ohne dass Verkehrsteilnehmer dadurch eingeschränkt werden. Weil ein Elektroauto direkt am Bordstein parken kann, ist das Laden möglich, ohne Kabel über andere Parkplätze oder den Gehweg zu verlegen.
Durch die Verwendung des Open Charge Point Protocol (OCPP) kann die neue Ladelösung leicht in bestehende Systeme integriert werden. Die Ladeleistung liegt bei maximal 22kW AC. Es können also auch Elektroautos mit großen Batterien problemlos in wenigen Stunden komplett geladen werden.
Der Fokus bei der Entwicklung lag laut den Ingenieuren von Rheinmetall besonders auf der einfachen Nachrüstbarkeit des Systems. Es ist möglich, komplette Parkplätze und Straßen mit Dummybordsteinn für die Integration des Ladesystems vorzubereiten und bei einem zunehmenden Bedarf die Ladeelektronik nachzurüsten. Wenn größere Flächen neu erschlossen werden, können diese also kostengünstig vorbereitet werden.
Zudem ist die Wartung und Reparatur der Ladelösung in nur wenigen Minuten möglich, weil die Elektronikeinheit entnommen und ausgetauscht werden kann, ohne dass der Bordstein dafür entfernt werden muss. Ein Austausch soll dank der langen Lebensdauer laut Rheinmetall aber ohnehin nur selten nötig sein.
Derzeit führt Rheinmetall Langzeittests mit den Ladestationen im Bordstein durch. Anschließend sollen die ersten Ladebordsteine im Rahmen eines Pilotprojekts im öffentlichen Raum verbaut werden.