Robert Klatt
Kommerziell erhältliche Luftreiniger können infektiöse SARS-CoV-2-Aerosole in Klassenräumen fast vollständig entfernen. Deutsche Schulen wurden bisher jedoch noch nicht mit den Geräten ausgestattet.
Frankfurt am Main (Deutschland). SARS-CoV-2 verbreitet sich über den direkten Kontakt zwischen Menschen aber auch über Tröpfchen und Aerosole, die beim Husten, Niesen und Reden in die Luft gelangen und für bis zu vierzehn Minuten verbleiben. Auch Masken können diesen Verbreitungsweg nicht vollkommen verhindern. Es ist deshalb wichtig, dass in engen Räumen mit vielen Personen wie zum Beispiel in Aufzügen ein erhöhter Luftaustausch stattfindet, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Alternativ können auch Luftreiniger mit einem Aktivkohlefilter für große Partikel und einem High Efficiency Particulate Air Filter (HEPA), der Partikel zwischen 0,1 µm bis 0,3 µm aus der Luft entfernt, die Aerosolbelastung deutlich verringern.
Wissenschaftler der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main haben nun untersucht, ob die Leistung kommerzieller Luftfilter ausreicht, um auch in Klassenräumen das Covid-19-Infektionsrisiko zu reduzieren. Laut der auf dem Preprint-Server medRxiv publizierten Studie nutzte das Team um Joachim Curtius dazu vier Luftreiniger, die in einem 8,24 m x 6,18 m x 3,66 m großem Klassenraum eines Gymnasiums installiert wurden, in dem sich ein Lehrer und 27 Schüler befanden. Zur Kontrolle wurde parallel ein zweiter Klassenraum ohne Luftfilter genutzt. In beiden Räumen platzierten die Wissenschaftler außerdem jeweils zwei Messgeräte, die sowohl die CO2-Konzentration als auch die Aerosolbelastung in der Luft dokumentierten.
Vor dem Eintreffen der Schüler wurden in beiden Klassenräumen stark gelüftet. Die Messgeräte dokumentierten dadurch eine Reduzierung der CO2-Konzentration und einen parallelen Anstieg der Aerosolkonzentration in der Luft. Nach Unterrichtsbeginn wurden anschließend die Luftfilter aktiviert. Dies führte bereits nach 30 Minuten zu einem 90-prozentigen Rückgang der Aerosole.
Im Kontrollraum ohne Luftfilter trat hingegen nur ein 30-prozentiger Rückgang der Aerosole auf. Die Studienautoren nennen als mögliche Gründe dafür ein Absinken der Partikel sowie Schrumpfungsprozesse der Aerosole. Außerdem könnten auch eine elektrostatische Aufladung der Oberflächen und die Luftfeuchtigkeit zur Reduzierung beigetragen haben.
Die Studienergebnisse zeigen somit deutlich, dass Luftfilter die Aerosolbelastung in Klassenräumen deutlich reduzieren können. Ob sich dies auch auf das SARS-CoV-2-Infektionsrisiko auswirkt, wurde in der Studie hingegen nicht untersucht.
medRxiv, doi: 10.1101/2020.10.02.20205633v2