Robert Klatt
Eine neue Offshore-Windkraftanlage aus 100 kleinen Windrädern kann Strom für 80.000 europäische Haushalte erzeugen.
Lysaker (Norwegen). In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, finden Betreiber von Windkraftanlagen zunehmend schwieriger geeignete Standorte. Es ist daher nicht überraschend, dass der Fokus bei der Entwicklung neuer Windkraftwerke den Fokus vor allen auf Offshore-Windkraftanlagen wie das schwimmende Windrad Nezzy2 legen. Nun das norwegische Unternehmen Wind Catching Systems (WCS) ein vollständig neues Offshore-System zur Erzeugung von Strom aus Windenergie vorgestellt.
Anstatt aus einem großen Rotor besteht der sogenannte Windcatcher aus über 100 kleinen Windrädern, die in einem rund 320 Meter hohem Gerüst montiert sind. Die schwimmende Plattform wird am Standort im Meeresboden verankert.
Laut WCS hat der Windcatcher eine doppelt so große überstrichene Fläche wie ein herkömmliches 15-Megawatt-Windrad. Der Windcatcher soll aber fünfmal so viel Strom liefern wie die derzeit größten Windräder, was auch daran liegt, dass er erst bei deutlich höheren Windstärken aus Sicherheits- und Stabilitätsgründen abgeschaltet werden muss. Während ein herkömmliches Windrad bereits bei einer Windstärke von 6 Beaufort gedrosselt werden muss, kann der neue Windcatcher bei dieser Windstärke noch mit voller Leistung Strom erzeugen.
Außerdem ist die Konstruktion aus kompakten Komponenten, die auf einer Schwimmplattform montiert werden, ein weiterer Vorteil des Windcatcher. Der Aufbau kann somit ohne spezielle Schiffe und Kräne erfolgen, die bei herkömmlichen Offshore-Anlagen aufgrund der großen Bauteile nötig sind. Dies vereinfacht auch die Wartung und Reparatur der Anlage.
Ein einziger Windcatcher kann somit etwa 80.000 europäische Haushalte mit Strom versorgen. Fünf Windcatcher können somit herkömmlichen Anlagen aus 25 konventionellen Windrädern ersetzen und somit kleinere Offshore-Windparks bei gleicher Leistung ermöglichen.
Die technische Verifizierung der Windcatcher soll laut WCS bis Ende 2021 erfolgen. Erste Anlagen sollen bereits Anfang 2022 installiert werden.