Robert Klatt
Lkw verursachen hohe CO₂-Emissionen. Ein neues System kann das Gas direkt am Auspuff einfangen und speichern.
Lausanne (Schweiz). Eine Studie der Technischen Hochschule Chalmers kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass Lkw mit Elektroantrieb unter bestimmten Bedingungen bereits günstiger sind als Lkw mit Dieselmotor. In der Europäischen Union (EU) ist Großteil aller Lkw aber noch immer mit Verbrennungsmotor unterwegs, was er erschwert, die CO₂-Emissionen der Logistikbranche signifikant zu reduzieren.
Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (ETHL) haben deshalb ein System entwickelt, das die CO2-Emmissionen der Fahrzeuge direkt am Auspuff einfängt und speichert. Inzwischen haben die Entwickler das Spin-Off Quaptis gegründet, das das System weiterentwickeln und vermarkten soll.
Das Gerät des Start-ups Quaptis wird mit dem Auspuff des Lkw verbunden und sammelt die Abgase ein. Anschließend wird das CO₂ von Stickstoff und Sauerstoff getrennt. Dieser Prozess nutzt ein spezielles Pulver (Absorber), durch das die gekühlten Abgase geleitet werden. Wenn das Pulver mit CO₂ gesättigt ist, wird es mit der Abwärme des Motors erwärmt. Dadurch wird das gebundene CO₂ wieder freigesetzt und im nächsten Schritt durch den Turbolaser in einen flüssigen Zustand komprimiert. Dies ermöglicht eine effiziente Lagerung in einem Tank hinter der Fahrerkabine.
Laut den Wissenschaftler benötigt der gesamte Prozess kaum zusätzlicher Energie und erhöht nicht den Treibstoffverbrauch. Zur Effizienzsteigerung des Verfahrens soll in Zukunft ein metallorganisches Pulver verwendet werden, das sich aktuell aber bisher nicht zur Massenproduktion eignet.
Das gesammelte CO₂ kann an Frachtterminals abgepumpt und in großen Tanks zwischengespeichert werden. Anschließend kann es als Rohstoff für unterschiedliche industrielle Anwendungsmöglichkeiten dienen, etwa für die Produktion von Düngemitteln, Baumaterialien und als Lösch- und Kältemittel. Überdies besteht die Möglichkeit, das gesammelte CO₂ zur Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen, sogenannten eFuels, zu nutzen.
Bisher hat Quaptis lediglich einen stationären Prototyp des Systems gebaut. Qaptis plant, bis Ende 2024 einen ersten Test-Lkw mit diesem Gerät in Betrieb zu nehmen. Dieser Lkw soll dann unter realen Verkehrsbedingungen getestet werden, um praxisrelevante Daten zu sammeln. Auf Basis dieser Daten soll das Gerät weiter optimiert und zur Marktreife geführt werden.