Robert Klatt
Neuralink, ein Start-up des Tesla und SpaceX Gründers Elon Musk, hat eine Gehirn-Computer-Schnittstelle an einem Schwein demonstriert. In Zukunft soll das Implantat zur Behandlung von Krankheiten und Verletzungen dienen und zum Beispiel Menschen mit Rückenmark-Verletzungen ermöglichen wieder zu laufen.
Fremont (U.S.A.). Eine direkte Verbindung zwischen dem menschlichen Gehirn und einem Computer hört sich noch nach Zukunftsmusik an. Die Forschung hat zwar bereits Ansätze gezeigt, bei denen eine Gehirn-Computer-Schnittstelle neuronale Signale in Sprache übersetzt oder die es Querschnittsgelähmten ermöglichen ihren Rollstuhl per Gedanken zu steuern, eine Verbindung für ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten existiert bisher aber nicht.
Elon Musk, Tech-Milliardär und Gründer von des Elektroautoherstellers Tesla sowie des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX hat vor wenigen Stunden die nächste Entwicklungsstufe einer Gehirn-Computer-Schnittstelle vorgestellt. Das von seinem Start-up Neuralink entwickelte Implantat ist acht Millimeter dick und besitzt einen Durchmesser von 23 Millimetern. Es soll direkt im menschlichen Schädel positioniert werden.
Anwendungsmöglichkeiten beim Menschen sieht Musk vor allen in der Medizin, zum Beispiel in der Behandlung von Schmerzen, Blindheit und Taubheit, Gehirnschäden und Schlaflosigkeit. Laut Musk „sind Neuronen wie Verkabelungen, daher braucht man ein elektronisches Gerät, um ein elektronisches Problem zu lösen.“ In Zukunft ist es laut Musk auch denkbar, verletztes Nervengewebe mithilfe des Neuralink Implantats zu überbrücken, damit zum Beispiel Menschen mit Rückenmark-Verletzungen wieder laufen können. Wann es zum klinischen Einsatz der neuen Technologie kommen soll, wurde während der Präsentation nichtgenannt.
Außerdem besitzt das Neuralink Implantat verschiedene Sensoren. Wie Musk erklärt, „kann das Gerät damit die Gesundheit überwachen und zum Beispiel bei Gefahr von Herzinfarkt oder Schlaganfall warnen.“ Die erhobenen Daten werden per Bluetooth von dem Implantat im Kopf auf eine Smartphone-App übertragen. Die Stromversorgung erfolgt über eine im Implantat integrierte Batterie, die einmal täglich kabellos geladen werden muss. Während der Präsentation erklärte Musk, dass das Implantat „wie ein Fitbit mit feinen Drähten im Kopf ist.“
Den anwesenden Journalisten wurde der Neuralink Chip anhand eines Schweins demonstriert, dessen Signale, die bei jeder Berührung mit seinem Rüssel im Gehirn auftreten, auf einem Bildschirm wiedergegeben wurden. Bei einem zweiten Schwein, auf einem Laufband, konnte aus den übertragenen Hirnsignalen mithilfe einer Software vorhergesagt werden, welches Gelenk als nächstes aktiviert wird.
Neben dem eigentlichen Implantat zeigte Neuralink während der Präsentation auch einen Roboter, der die Implantation im Gehirn durchführt. Dazu verbindet der Roboter feine Leitungen des Implantats mit dem Gewebe des Menschen. Laut Musk verbleiben außer einer winzigen Narbe unterhalb der Haare von der Prozedur keine äußerlich sichtbare Spuren.
Konkrete Preisangaben nannte Musk nicht. Er sprach lediglich davon, dass Neuralink Implantate anfangs „sehr teuer“ sein werden. Später soll der Preis inklusive Operation aber auf einige tausend Euro fallen. Auch hier wurden keine konkreten Zeitangaben gemacht.
Neben den medizinischen Einsatzzwecken sagte Musk während der Vorstellung des Implantats auch, dass „Menschen ihre Gehirne in der Zukunft mit Computern verknüpfen müssten, um mit der kommenden künstlichen Intelligenz mithalten zu können.“ Es soll laut dem Tesla Gründer „in der Zukunft möglich sein, Erinnerungen speichern und wiedergeben zu können.“ Außerdem hält er eine Kommunikation zwischen Menschen per Gedankenübertragung ohne Worte für möglich.