Robert Klatt
Das Unternehmen Northvolt entwickelt einen Akku für Elektroautos auf Basis von Lignin, einem Biopolymer aus den Zellwänden von Pflanzen.
Stockholm (Schweden). Das Unternehmen Northvolt wurde 2015 von zwei früheren Tesla-Managern gegründet, um in Europa eine Akkuproduktion nach dem Vorbild von Teslas Gigafactories aufzubauen. Seit Ende 2021 produziert Northvolt in Schweden Akkuzellen. Aktuell werden in Deutschland zwei neue Batteriefabriken errichtet, für die bereits Aufträge in Höhe von über 50 Milliarden Euro durch Unternehmen wie BMW, VW, Scania und Polestar vorliegen sollen.
Neben der Produktion herkömmlicher Batterien für Elektroautos ist das Unternehmen zudem in der Forschung aktiv. Kürzlich gelang es Northvolt etwa eine Akkuzelle für ein Elektroauto vollständig aus Recyclingmaterial herzustellen. Nun kündigte Northvolt an, gemeinsam mit dem finnischen Unternehmen Stora Enso ein Akku für Elektroautos auf Basis von Holz zu entwickeln.
Als Material der nachhaltigeren Akkus wird Lignin, ein Biopolymer aus den Zellwänden von Pflanzen, verwendet. Lignin löst die Verholzung von Zellen aus und macht bei verholzten Pflanzen zwischen 20 und 30 Prozent der Trockenmasse aus. Neben Bäumen kann das Lignin auch aus Bambus, Sträuchern und vielen anderen Pflanzen gewonnen werden. Stora Enso produziert das pflanzliche Material seit 2015 Stora Enso aus Kiefern und Fichten.
Wie Northvolt erklärt, wird das Lignin zu amorphen Hard Carbon (Hartkohlenstoff) verarbeitet. Der Hartkohlenstoff kann in Akkus das Material Graphit, aus dem die meisten Anoden produziert werden, ersetzen. Zuvor wurde Hartkohlenstoff jedoch noch nicht verwendet, weil die Produktion sehr teuer ist. Wird Lignin verwendet, sinken die Kosten deutlich.
Um die Umweltschädlichkeit der Akkus noch weiter zu reduzieren, soll neben dem pflanzlichen Material noch der Anteil der Recyclingrohstoffe bei Northvolt erhöht werden. Bis 2030 möchte das Unternehmen bei allen Akkus mindestens 50 Prozent recyceltes Material verwenden.
Die Produktion der Anoden aus Lignin macht die Akkus nicht nur „grüner“, sondern erhöht auch die Unabhängigkeit der europäischen Industrie von Importen. Graphit, das für die industrielle Akkuproduktion essenziell ist, kommt auf der Erde in großen Mengen vor. Davon befindet sich ein Großteil aber in China, das aktuell etwa 70 Prozent der globalen Fördermenge besitzt. Danach folgen Brasilien, Madagaskar und Nordkorea.
Ein Exportstaub könnte die Akkuindustrie in den westlichen Ländern somit zum Erliegen bringen. Alternativ kann Graphit zwar auch künstlich aus Kohle, Erdöl oder Kunststoffen hergestellt werden. Dabei ist Europa aber auch auf den Import fossiler Rohstoffe aus anderen Ländern angewiesen.