D. Lenz
Massachuusetts (U.S.A.). Der Effekt zur Unterbindung von Schallwellen ist zum Beispiel aus Tonstudios bekannt: Die Aufnahmekabinen schließen den im Inneren erzeugten Schall wirkungsvoll ein. Personen außerhalb dieses isolierten Raumes hören von den Geräuschen dabei nichts. Dafür muss der Raum so abgedichtet werden, dass die Schallfrequenzen nicht nach außen dringen können. Weiterhin erzeugen Schallwellen, je nach Frequenz, Höhe und Tiefe bestimmte Vibrationen - Höhen können sich schneller und weiter bewegen, Tiefen dagegen nur langsam und erzeugen nur kurze Schallwellen. Diese Schallwellen erzeugen beim Auftreffen auf Gegenstände bestimmte Resonanzen (Gegenschwingungen und Vibrationen), werden daher auch Resonanzkörper genannt. Diese physikalische Gegebenheit haben Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge aufgegriffen und weiterentwickelt.
Der Wissenschaftler Abe Davis erklärt ein neu erforschtes Verfahren, das es ermöglicht, die Vibrationen von Gegenständen, ausgelöst durch Gespräche oder Musik mittels einer speziellen Kameraaufnahme und einem bestimmten Software-Algorithmus zu entschlüsseln und in Tonsignale umzuwandeln. So könnte die für Menschen unsichtbare Vibration, zum Beispiel einer Plastiktüte wichtige Erkenntnisse über ein geheim gehaltenes Gespräch liefern und zum weiter entwickelten Lauschangriff führen. Neben solchen Abhörmethoden sehen die Forscher aber vorrangig den wissenschaftlichen Zweck in dieser Technik. Selbstverständlich ließe sich solch ein Verfahren zur Spracherkennung auch kommerziell nutzen. Der wichtigste humanitäre oder medizinische Ansatz wäre sicher eine Lösung für Menschen mit Hörbehinderung - Sprache in Schrift umzuwandeln.
Die Umwandlung solcher Aufnahmen verlangt die Technik einer Hochgeschwindigkeitskamera mit einer Auflösung von bis zu 6.000 einzelner Aufnahmen pro Sekunde. Herkömmliche Kameras wie Spiegelreflexkameras lösen etwa 20-30 Bilder pro Sekunde bei Fotoserien-Aufnahmen aus, bei Videokameras in Full-HD-Auflösung beträgt die Auflösung immerhin etwa 120 Bilder in der Sekunde. Die Geschwindigkeit spezieller Hardware macht die Vibrationen, erzeugt durch Schallwellen dann erst sichtbar. Die in einer Software hinterlegten Bewegungsmuster sorgen für die Zuordnung hin zu einer Audioumwandlung.
Der Ansatz lässt sich wie erwähnt auch wissenschaftlich nutzen. Die spezifischen Schallwellen könnten zukünftig auch darauf Aufschluss geben, was das resonanzerzeugende Material betrifft. So könnten unbekannte Materialien durch ein Datenbank-Ausschlussverfahren näher bestimmt und besser erforscht werden.