Robert Klatt
Die Ausbauziele der Bundesregierung für Solaranlagen wurden 2024 bereits übertroffen. Die schwankende Stromproduktion belastet jedoch zunehmend die Stromnetze, weil nicht ausreichend große Stromspeicher vorhanden sind.
Berlin (Deutschland). In Deutschland haben Solarkraftwerke laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE (Fraunhofer ISE) die niedrigsten Stromgestehungskosten. Stromproduzenten bauen deshalb immer mehr große Solaranlagen, darunter etwa der Energiepark Witznitz mit 1,1 Millionen Modulen. Die Gesamtleistung der bisher installierten Anlagen liegt bereits bei 91 Gigawatt (GW) und hat damit die Jahresziele der Bundesregierung von 88 GW damit schon übertroffen.
Ein Großteil der neuen Solaranlagen wurde laut dem aktuellen Ampel-Monitor Energiewende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Süddeutschland errichtet. Bayern ist mit etwa einem Viertel der installierten Leistung deutschlandweit führend. Ein Großteil der neuen Solarkapazität entfällt auf größere Gebäudeanlagen. Obwohl es inzwischen rund 600.000 Balkonkraftwerke gibt, machen diese nur 0,5 Prozent der Gesamtleistung aus, weil ihre Module sehr klein sind.
Laut der Studie des DIW hat Deutschland noch ein großes Potenzial bei sogenannten Freiflächenanlagen. Eine Analyse des Fraunhofer ISE zeigt zudem, dass das Potenzial von schwimmenden Solaranlagen bisher kaum genutzt wird.
„Während kleinere PV-Anlagen auf Gebäuden vor allem wegen der Eigenverbrauchsvorteile sehr gefragt sind, gibt es auch bei den Freiflächenanlagen in Deutschland noch viel Potenzial.“
Die Wissenschaftler des DIW sprechen sich deshalb dafür aus, dass die Bundesregierung den Ausbau von Freiflächenanlagen bessern fördern sollte.
„Die Bundesregierung sollte erwägen, die Ausschreibungsmengen im Freiflächensegment nochmals zu erhöhen. Dies könnte auch dazu beitragen, die Ausbaukosten geringer zu halten, da Freiflächen- im Vergleich zu Aufdachanlagen günstiger sind.“
Laut der Studie des DIW hat der deutliche Ausbau der Solarkapazitäten dazu geführt, dass die erzielbaren Preise am Großhandelsmarkt zu den Peakzeiten stark gesunken ist. Ein weiteres Problem ist die hohe Belastung der Stromnetze durch die stark schwankende Stromproduktion. Dies bestätigt auch eine Studie von E.ON, dem größten Verteilnetzbetreiber in Deutschland, laut der das Stromnetz deutlich ausgebaut werden muss, um ausreichend Kapazitäten für Wind-, Wasser- und Solarkraft zu haben.
„Eine Herausforderung ist, die im Tages- und Jahresverlauf stark schwankenden Solarstrommengen effizient in den Strommarkt zu integrieren.“
Die Wissenschaftler des DIW erklären, dass die Niedrigpreisphasen in den Zeiten mit der höchsten Solarstromeinspeisung verdeutlichen, dass in Deutschland nicht ausreichend Stromspeicher vorhanden sind. Diese Systeme sollten eigentlich als Puffer dienen und den Strompreis über den gesamten Tag stabil halten.
„Eine Herausforderung ist, die im Tages- und Jahresverlauf stark schwankenden Solarstrommengen effizient in den Strommarkt zu integrieren. Damit Speicher im Eigenverbrauchsbereich systemdienlich betrieben werden, müssen bessere Preisanreize gesetzt werden.“
Ein weiteres Problem bei der Stromproduktion mit Solarkraftwerken ist die starke Abhängigkeit von China. Ein Großteil der Module wird von dort importiert. Das DIW spricht sich deshalb dafür aus, eine Reserve aufzubauen, die für mindestens zwei Jahre ausreicht. Die dazu nötigen Module sollen vom Weltmarkt eingekauft werden.
„Möglich ist aber auch eine weitere Steigerung des Ausbaus, solange der Weltmarkt mit Modulen regelrecht überschwemmt ist. Denn jedes heute bereits installierte Panel mindert die Notwendigkeit späterer Importe.“