Dennis L.
Große und schwere Lastwagen sieht man überall und zu jeder Zeit: Auf der Autobahn, der Schnellstraße, auf Landstraßen und in den Städten. Zurzeit fahren diese Lkw fast ausschließlich mit Diesel, doch dies könnte sich schon bald ändern, denn das Interesse an Elektro-Lkw steigt rasant.
Wien (Österreich). In Europa sind Lkw für über ein Drittel des CO2-Ausstoßes im Straßenverkehr verantwortlich. Dabei tanken die großen und kleineren Lkw fast nur Diesel, der bereits seit Jahren als klimaschädlicher Treibstoff in der Kritik steht. Hinzu kommen viele veraltete Motoren, die das Umweltproblem noch verstärken. Wirft man jedoch einen Blick auf die aktuelle Studie des Umweltverbandes Transport & Environment (T&A), wird sich dieses Straßenbild schon in wenigen Jahren deutlich ändern, denn der Anteil an neuen und umweltfreundlicheren Elektro-Lkw wird rasant zunehmen.
„Selbst im vorsichtigsten Szenario wird in der EU der Anteil der mit Elektro-Fahrzeugen zurückgelegten Lkw-Fahrten im Jahr 2030 bereits 16 Prozent betragen, das Szenario mit umfassenderen Maßnahmen hält auch einen Anteil von 30 Prozent für möglich“, schreibt Ulla Rasmussen vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in Wien.
Die Ergebnisse der Studie sind nicht überraschend, denn bereits im Jahr 2018 zeigte eine Studie der Managementberatung Bain & Company, über welche damals die DEKRA ausführlicher berichtete, dass sich rund 40 Prozent der befragten Unternehmen in den nächsten Jahren einen Hybrid- oder Elektro-Lkw anschaffen wollen.
Die aktuelle Studie des Umweltverbandes empfiehlt, mit der Umstellung auf elektrisch angetriebene Lkw in den Ballungsräumen in Europa zu beginnen. Das mit 16 Prozent vorsichtig eingeschätzte Szenario hat die veröffentlichten Pläne der Lkw-Hersteller in die Prognose mit einfließen lassen. Demnach ist in der EU bis zum Jahr 2030 mit rund 191.000 Elektro-Lkw zu rechnen. Um jedoch die vereinbarten Ziele des UN-Klimaabkommens erreichen zu können, benötigt es eine noch schnellere Reduktion der vom Diesel angetriebenen Lkw. Die Studie hält das sogenannte „Road-2-Zero“-Szenario ebenfalls für machbar. Dafür müssen die EU-Staaten aber ihre Maßnahmen verstärken und bis zum Jahr 2030 mindestens 526.000 Elektro-Lkw auf den Straßen haben.
„Das Potenzial für den emissionsfreien Gütertransport ist groß. In der EU sind zwei Drittel der Lkw-Fahrten kürzer als 100 Kilometer, schon jetzt gibt es Lkw mit einer Reichweite von 300 Kilometer auf dem Markt“, erklärt Rasmussen. Die großen Fortschritte in der Akku-Technologie werden schon in naher Zukunft Reichweiten von 500 Kilometer und mehr ermöglichen. In den nächsten Jahren müssten sich vor allem die Unternehmen, die im Regionalverkehr fahren, auf elektrische Lkw fokussieren, denn hier sind die Distanzen deutlich kürzer als im überregionalen oder im internationalen Transportwesen.
Auch beim Thema Ladeinfrastruktur ist die aktuelle Studie optimistisch. Demnach ist der Bedarf an zusätzlichen Ladesäulen für die E-Lkw überschaubar. So geht man davon aus, dass rund 80 Prozent der elektrischen Lkw an den Standorten der Eigentümer bzw. der jeweiligen Unternehmen geladen werden. Hinzu kommen rund 15 Prozent an den Zielorten und weitere fünf Prozent an öffentlichen Ladestationen. Durch diese Schätzung ergibt sich ein EU-weiter Bedarf von etwa 5.200 bis 14.400 neuen Ladestationen bei den Unternehmen und an den Zielorten von insgesamt 10.000 bis 27.500 Lkw-Ladesäulen.
Je nach Abhängigkeit des 16-Prozent- bzw. des 30-Prozent-Szenarios wäre damit in der EU eine Reduktion zwischen 16 und 43 Millionen Tonnen CO2 im Jahr in den Ballungsräumen bis zum Jahr 2030 möglich. „Aus Klimasicht ist die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs eine wichtige Maßnahme, die aber für sich alleine nicht ausreicht, um den Güterverkehr auf Klimakurs zu bringen“, so Rasmussen. „Darüber hinaus braucht es verstärkte Maßnahmen, um Verkehr zu vermeiden, etwa durch mehr Regionalisierung der Produktion und durch mehr Kostenwahrheit und um Verkehr auf die Schiene zu verlagern, etwa durch die verstärkte Förderung für den Betrieb von betrieblichen Gleisanschlüssen und durch sektorale Fahrverbote für Lkw.“