Robert Klatt
Die deutschen Mobilfunknetzbetreiber wollen mit dem High Altitude Platform Systems Mobilfunkantennen in die untere Stratosphäre verlagern. Ein einzelner Ballon soll einen Umkreis von bis zu 100 Kilometern mit 5G versorgen können.
Zürich (Schweiz). In Deutschland sind laut Daten der Bundesnetzagentur (BNetzA) noch immer 3,8 Prozent der Fläche „weiße Flecken“ also sogenannte Funklöcher, in denen maximal der sehr alte Mobilfunkstandard 2G (Edge) verfügbar ist. 7,2 Prozent der Fläche sind außerdem sogenannte „graue Flecken“ in denen nur von einem der Mobilfunknetzbetreiber Telekom, Vodafone oder Telefónica 4G verfügbar ist. In Zukunft könnte laut einem Whitepaper der Branchenorganisation GSMA zumindest ein Teil der Funklöcher durch fliegende Mobilfunkantennen geschlossen werden.
Die Telekom erprobte in Kooperation mit dem britischen Start-up Stratospheric Platforms Limited (SPL) ein entsprechendes System bereits im Oktober 2020. Dabei wurden mehrere Testflüge über Bayern am Rande der Stratosphäre auf 14 Kilometer Höhe durchgeführt. Das dazu verwendete ferngesteuerte Flugzeug hatte Antennen an Bord, die eine 4G-Sprach- und Datenverbindungen ermöglichen.
Erreicht wurde mit dem High Altitude Platform System (Haps) im 2,1-GHz-Bereich eine Downloaddatenrate von 70 MBit/s und einen Upload von 20 MBit/s über eine Kanalbandbreite von 10 MHz. Ein Flugzeug könnte mit dieser Technik eine Funkzelle von bis zu 100 Kilometern Durchmesser versorgen. „Wenn wir keine Energieversorgung oder einen Backbone haben, ist die Abdeckung vom Himmel eine sinnvolle und kosteneffiziente Ergänzung unseres Mobilfunknetzes“, kommentiert Bruno Jacobfeuerborn, Mitglied des Aufsichtsrats bei SPL und Geschäftsführer der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm die Testflüge.
Das nun veröffentlichte Whitepaper, an dem neben der Telekom auch Vodafone, Telefónica und Organe mitarbeiteten, hat das Ziel staatliche Fördergelder für die Weiterentwicklung von Haps anzuwerben. Neben dem Schließen von Funklöchern könnte die neue Technik laut der Branchenorganisation auch bei Naturkatastrophen oder Großstörungen eingesetzt werden, bei denen die terrestrischen Netze ausgefallen sind. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit ist die zeitlich begrenzte Versorgung von Großveranstaltungen.
„Das Whitepaper ist das Fundament für die weitere Entwicklung von Haps. Wir freuen uns, zu dieser Technologie beitragen zu können“, erklärt Bruno Jacobfeuerborn, Verantwortlicher bei der Telekom für das Haps-Projekt. Denkbar ist bei entsprechender Förderung laut der Branchenorganisation die Entwicklung von Ballons und Luftschiffen, die solarbetrieben sind und dadurch für einen längeren Zeitraum in der Luft bleiben.