Dennis L.
Wie viel Einfluss ein Bildbearbeitungsprogramm auf Millionen Menschen haben kann, zeigt sich am Beispiel von Photoshop besonders gut. Während Grafiker, Fotografen und Co. die Software lieben, will nun das erste Land retuschierte Fotos mit einer Kennzeichnungspflicht versehen, um so kenntlich zu machen, dass die Realität nicht so perfekt ist, wie es und Photoshop-Künstler weismachen wollen.
Oslo (Norwegen). Die meisten Schauspieler und Schauspielerinnen sehen in Zeitschriften stets makellos aus und auch bei Models auf Plakatwänden oder auf Instagram-Fotos sind nicht die geringsten Falten und Unreinheiten auf der Haut zu sehen. Doch die Wirklichkeit hat nur sehr selten was mit den Fotos zu tun, die wir tagtäglich sehen. Hinter den perfekten Bildern stehen aber keine Schönheitschirurgien, sondern vielmehr Grafiker, die mit der Bildbearbeitungssoftware Photoshop ein Schönheitsideal schaffen, welches mit der Realität nur sehr wenig zu tun hat.
Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop haben aber natürlich auch ihre guten Seiten. So ermöglicht die Software kreativen Köpfen die Erschaffung atemberaubender fiktiver Welten und auch Fotografen, die keine Idealmenschen am Computer erschaffen wollen, nutzen das Programm, um beispielsweise Belichtungen auf Hochzeitsbilder zu korrigieren oder kleine Modifikationen an Landschaftsaufnahmen vorzunehmen. Auch bei Produktfotos kommt Photoshop häufig zum Einsatz, um beispielsweise Hintergründe zu entfernen oder Farben realer wirken zu lassen. Natürlich muss man sich mit der Bildbearbeitung auskennen, denn Photoshop zählt mit zu den komplexesten Grafikprogrammen am Markt.
Nicht so leistungsstark und umfangreich wie Photoshop, aber ebenfalls in der Lage die menschliche Haut porenfrei und Augen strahlender aussehen zu lassen sind bestimmte Apps für Mobilgeräte. Gerade für Instagram-Fotos sind diese kleinen Programme sehr beliebt, da sie sich sehr einfach bedienen lassen.
Da die einfache Bildbearbeitung heute jedem zugänglich und die Bedienung kinderleicht ist, sind kaum noch Fotos im Internet zu finden, die nicht in irgendeiner Art und Weise bearbeitet sind.
Gegen besonders stark bearbeitete Fotos möchte das soziale Netzwerk Instagram zukünftig vorgehen. Dazu sollen diese Bilder grundsätzlich weniger Aufmerksamkeit auf der Plattform bekommen und weder über einen Hashtag noch über die Entdecken-Funktion gefunden werden. Landet eines der Fotos doch im eigenen Newsfeed, so wird Instagram zukünftig einen Warnhinweis ausgeben, welcher auf die Bearbeitung des Fotos hinweist.
Kritiker stellen sich bereits jetzt die Frage, wo Instagram die Linie für bearbeitete Fotos zieht, denn immerhin ist das leichte Bearbeiten durch Photoshop oder Filter weiterhin erlaubt. Zudem stellt sich die Frage, wie dieser Faktencheck technisch ablaufen soll und welche Technologien dazu eingesetzt werden.
Norwegens Politiker sind davon überzeugt, dass retuschierte Werbebilder einen starken Druck auf Jugendliche ausüben. Daher müssen zukünftig per Gesetz Fotos gekennzeichnet werden, wenn die abgebildeten Personen beispielsweise eine durch Photoshop veränderte Körperform oder eine manipulierte Haut haben.
Das Gesetz stößt in Norwegen auf große Zustimmung – nicht nur bei Eltern, auch bei der norwegischen Medienbörde. „Zahlen aus unseren Umfragen zeigen, dass Kinder schon in jungen Jahren Werbedruck ausgesetzt sind“, kommentiert die Direktorin der Behörde.