Robert Klatt
Der sogenannte Infinity Train kann mit einer Akkuladung praktisch unendlich lange fahren und dabei mehr Strom erzeugen, als er selbst verbraucht.
Pilbara (Australien). Die Fortescue Metals Group betreibt in Australien eine Flotte aus 54 Diesellokomotiven, die 16 Züge mit jeweils bis zu 244 Wagons ziehen. In jedem Wagon kann das australische Bergbauunternehmen bis zu 141 Tonne Erz aus der Pilbara-Region im Bundesstaat Western Australia zum Verladehafen in der Nähe von Port Headland transportieren. Bereits im Mai veröffentlichte das Unternehmen eine Pressemitteilung (PDF), laut der die bis zu drei Kilometer langen Wagengespann mithilfe von rein elektrischen Lokomotiven dekarbonisiert werden sollen.
Gemeinsam mit dem Unternehmen Williams Advanced Engineering, das aus der Formel 1 bekannt ist, entwickelte die Fortescue Metals Group dazu den sogenannten Infinity Train, der mit nur einer Akkuladung praktisch unendlich lang fahren können soll.
Ein Perpetuum mobile, also eine ewig laufende Maschine, die laut den Gesetzen der Thermodynamik nicht möglich ist, ist der Infinity Train jedoch nicht. Stattdessen nutzen die Lokomotiven, die keinen Diesel brauchen, keine Emissionen verursachen und unendlich lange fahren können, die Gravitation für sich.
Die Idee hinter dem Infinity Train wird bereits beim Muldenkipper Lynx verwendet. Sie basiert auf dem sogenannten regenerativen Bremsen (Rekuperation), also der Rückgewinnung von Bremsenergie, bei dem der Elektromotor als Generator verwendet wird. Energie, die normalerweise verloren wäre, kann so zum Aufladen der Akkus verwendet werden.
Allein durch die Rekuperation kann der Infinity Train jedoch keinen positiven Energiesaldo erreichen. Der übrige Strom kann jedoch dank der Topgrafie seiner Strecke gewonnen werden. Dies ist möglich, weil die unbeladenen Züge auf ihrem Weg vom Hafen zur Bergwerk vergleichsweise leicht sind und daher nur wenig Strom aus den Batterien benötigen.
Beim anschließenden Weg von der Beladestation zum Hafen fahren die Züge dann mit einem deutlich höheren Gewicht bergab. Dabei müssen die Züge permanent bremsen, weil sie durch ihr Eigengewicht von allein rollen. Der Elektromotor kann also als Generator verwendet werden, um die Batterien aufzuladen.
Durch die Kraft der Gravitation kann das System somit mehr Strom gewinnen als auf der unbeladenen Anreise verbraucht wird. Theoretisch kann der Infinity Train also unendlich lange seine Strecke wiederholen. Der dabei erzeugte überschüssige Strom soll in das Stromnetz des Unternehmens eingespeist werden.
Die Fortescue Metals Group möchte bis zum Jahr 2030 alle Dieselloks durch den Infinity Train ersetzen. „Der Dieselverbrauch und die damit verbundenen Emissionen werden eliminiert, sobald der Infinity Train vollständig in Betrieb ist“, erklärte die Geschäftsführerin Elizabeth Gaines.
„Politik und Wirtschaft müssen weltweit zu der Erkenntnis gelangen, dass fossile Brennstoffe nur eine Energiequelle sind und dass es jetzt andere gibt, die sich schnell entwickeln und dabei effizienter, kostengünstiger und umweltfreundlicher sind. So wie die Gravitationsenergie“, fügt ein Pressesprecher des Unternehmens hinzu. Inzwischen haben auch andere Unternehmen Interesse an dem innovativen Transportsystem bekundet.