Robert Klatt
Die globale Durchschnittstemperatur hat 2023 einen Rekordwert erreicht. Dabei wurde die 1,5-Grad-Marke nur minimal verfehlt.
Reading (England). Laut dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union (EU) Climate Change Service (CCS) war 2023 offiziell das heißeste Jahr seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen vor über 150 Jahren. Im globalen Mittel lag die Temperatur 2023 0,6 Grad Celsius über dem Mittel des Zeitraums 1991 bis 2020 und sogar 1,48 Grad Celsius über dem Mittel des Zeitraums 1850 bis 1900, der in der Wissenschaft auch als vorindustrielles Niveau bezeichnet wird.
Die Durchschnittstemperatur des Vorjahres hat damit die 1,5-Grad-Marke nur minimal verfehlt und den alten Rekord aus dem Jahr 2016 signifikant übertroffen. Überdies war 2023 das erste Jahr, bei dem alle Tage mindestens 1 Grad Celsius heißer waren als die Durchschnittstemperatur der jeweiligen Tage im Zeitraum von 1850 bis 1900. Rund die Hälfte der Tage war sogar mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer.
Laut den Forschern des CCS lassen sich die Temperaturrekorde nicht allein durch die hohen CO₂-Emissionen des Menschen und den Klimawandel erklären. Ein weiterer Faktor war demnach das Klimaphänomen El Niño, das 2023 überdurchschnittlich stark war.
Zudem halten es für die Wissenschaftler für wahrscheinlich, dass die reduzierten Schwefelemissionen der Schifffahrt den Temperaturanstieg begünstigt haben. Schwefelpartikel in der Atmosphäre reflektieren einen Teil des Sonnenlichts und mindern dadurch die Aufheizung der Erde. Ist ihr Anteil geringer, kann das Sonnenlicht den Planeten stärker erwärmen. Diesen Zusammenhang hat auch eine Studie der University of Washington (UW) aufgedeckt, laut der ein sofortiges Ende aller klimarelevanten menschengemachten Emissionen kurzfristig die Erderwärmung beschleunigen würde.