Robert Klatt
Im Zeitraum von April 2023 bis März 2024 kam es zu einem plötzlichen, unerwartet starken Anstieg der Meerestemperaturen. Eine Studie zeigt nun, ob dafür der Klimawandel, ein schwaches El Niño oder andere Faktoren verantwortlich waren.
Bern (Schweiz). Im Zeitraum von April 2023 bis März 2024 haben die Oberflächentemperaturen der Meere neue Rekorde erreicht, darunter etwa eine Wassertemperatur von 38 Grad Celsius in Florida. Im globalen Mittel wurde der bisherige Höchstwert um 0,25 Grad Celsius übertroffen. Die hohen Temperaturen haben die Wissenschaft überrascht, vor allem, weil das Wetterphänomen El Niño, das einen wärmenden Effekt hat, nicht überdurchschnittlich stark war. Zahlreiche Forscher haben deshalb vermutet, dass es für den plötzlichen Temperaturanstieg neben dem El Niño und dem Klimawandel noch andere Ursachen geben muss.
Nun haben Wissenschaftler der Universität Bern eine Studie publiziert, laut der der plötzliche, unerwartet starke Anstieg der Meerestemperaturen durch eine Hitzewelle ausgelöst wurde, die mit den bekannten Mustern der Erderwärmung erklärt werden kann. Weitere Einflussfaktoren neben dem Klimawandel waren demnach nicht nötig.
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature basiert die Erklärung auf Beobachtungsdaten, statistischen Modellen und Klimamodellsimulationen, mit denen die Forscher die Wahrscheinlichkeit eines solchen Temperaturanstiegs berechnet haben.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass es sich bei dieser Hitzewelle sehr wahrscheinlich um ein Ereignis handelt, das unter den aktuell herrschenden Klimabedingungen etwa alle 500 Jahre zu erwarten ist. Zu diesen herrschenden Klimabedingungen trägt die menschengemachte Erderwärmung maßgeblich bei – ohne diese Erwärmung wäre das Ereignis praktisch unmöglich.“
Die 35 untersuchten Klimamodelle konnten die Hitzewelle in den Ozeanen realistisch simulieren. Wie die Forscher erklären, zeigt dies, dass die Klimamodelle funktionieren und auch kommende Hitzewellen präzise prognostizieren können.
„Einige Forschende befürchteten, dass der extreme Temperatursprung ein Zeichen dafür ist, dass unser Verständnis des Klimasystems – und damit auch die Klimamodelle – unvollständig ist. Dass die Modelle den Temperatursprung richtig simulieren, stärkt unser Vertrauen in ihre Nutzung für vergangene und zukünftige Klimaprojektionen.“
Obwohl die Klimamodelle belegen, dass die Hitzewellen primär durch den Klimawandel verursacht wurden, ist es nicht auszuschließen, dass auch weitere Faktoren den beobachteten Temperatursprung mitverursacht haben. Die Klimamodelle zeigen jedoch, dass die Erderwärmung ausreichend ist, um die Hitzewelle allein verursacht zu haben.
Nature, doi: 10.1038/s41586-025-08674-z