Robert Klatt
Feinstaub und Stickoxide sind pro Jahr für 1,85 Millionen neue Asthmafälle bei Kindern und 1,8 Millionen zusätzlich Tote verantwortlich. Global leben rund 2,5 Milliarden Menschen in stark belasteter Luft.
Washington, D.C. (U.S.A.). In den meisten Großstädten ist die Luft stark mit Feinstaub, Stickoxiden und anderen Schadstoffen belastet. Als besonders gefährlich gelten Stickoxide und Feinstaub mit einer Partikelgröße von unter 2,5 Mikrometer (PM2.5). Diese verursachen unter anderem Asthma sowie Lungenkrankheiten und verursachen Schäden an den Mitochondrien der Herzzellen. Kürzlich zeigte eine Studie der Universität Ulm dass auch Belastungen unter den Grenzwerten der Europäischen Union (EU) Krankheiten begünstigen können.
Wissenschaftler der George Washington University haben nun untersucht, welche Folgen die starke Luftbelastung konkret für die Bewohner der Städte hat. Sie analysierten dazu Gesundheits- und Luftmessdaten aus den Jahren 2000 bis 2019 auf mehr als 13.000 Stadtzentren.
In der ersten Studie konzentrierten sich die Wissenschaftler auf die Stickoxidbelastung. Diese war laut der Publikation im Fachmagazin The Lancet Planetary Health im Jahr 2019 für 1,85 Millionen Asthmaerkrankungen bei Kindern verantwortlich. Dies waren 8,5 Prozent aller neuen Asthmafälle bei Kindern in diesem Jahr. „Unsere Studie bestätigt, dass Stickoxid das Asthmarisiko von Kindern erhöht und dass dieses Problem in den Städten besonders akut ist“, kommentiert Susan Anenberg die Ergebnisse.
Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Stickoxid-bedingten Asthmafälle bei Kindern leicht gesunken. Im Jahr 2000 erkrankten 176 von 100.000 Kindern durch zu hohe Stickoxidwerte an Asthma, 2019 waren es 165 von 100.000. „In Orten, die ein effizientes Managementprogramm für die Luftqualität haben, bewegen sich die Werte für Stickstoffdioxid schon seit Jahrzehnten nach unten – mit entsprechenden Vorteilen für die Gesundheit der Kinder“, erklärt Anenberg.
„Aber selbst mit diesen Maßnahmen tragen die aktuellen Stickoxidwerte noch immer zum kindlichen Asthma bei. Dies demonstriert, dass die Bekämpfung der Luftverschmutzung ein entscheidendes Element für die Gesundheit der Kinder ist“, konstatieren die Autoren.
Die zweite Studie konzentrierte sich auf die Feinstaubbelastung der Stadtbewohner und die erhöhte Sterblichkeit durch Feinstaub der Partikelgröße PM2.5. Laut der ebenfalls im Fachmagazin The Lancet Planetary Health publizierten Arbeit waren im Jahr 2,5 Milliarden Menschen, dies entspricht 86 Prozent aller Stadtbewohner, durch zu hohe Feinstaubwerte belastet.
Im Mittel lag die Belastung bei 35 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft, also rund siebenmal höher als die aktuellen Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Eine Modellrechnung der Wissenschaftler zeigt, dass die erhöhte Feinstaubbelastung pro Jahr etwa 1,8 Millionen zusätzliche Todesfälle verursacht. „61 von 100.000 Toten in urbanen Gebieten waren im Jahr 2019 auf die Feinstaubbelastung zurückzuführen“, erklärt Anenberg.
Besonders kritisch ist die Situation in den schnell wachsenden Großstädten und Ballungsgebieten in Asien. In Europa sowie Nord- und Südamerika ist die Belastung durch Feinstaub in den letzten Jahren hingegen deutlich gesunken. „Ein Großteil der urbanen Weltbevölkerung lebt noch immer in Gebieten mit ungesunden Feinstaubwerten“, erklärt Veronica Southerland.
The Lancet Planetary Health, doi: 10.1016/S2542-5196(21)00255-2
The Lancet Planetary Health, doi: 10.1016/S2542-5196(21)00350-8