Robert Klatt
Der Klimawandel sorgt schon heute in Deutschland für Hitzewelle, Hochwasser und andere Wetterextreme. Eine weitere Zunahme der Mitteltemperatur im Jahr 2020 macht noch größere Auswirkungen wahrscheinlich.
Offenbach am Main (Deutschland). Die Folgen des Klimawandels sind nicht mehr nur in den warmen Regionen der Erde zu spüren, sondern treffen inzwischen auch Deutschland. In den letzten 150 Jahren hat sich die Jahresmitteltemperatur in der Bundesrepublik um 1,6 Grad Celsius erhöht. Neben Hitzejahren wie 2018 und Hitzewellen wie im Juli 2019, die laut einer Studie durch den Klimawandel hundertfach wahrscheinlicher sind, sorgt der Klimawandel in Deutschland vor allen für mehr Hochwasser und andere Wetterextreme.
Messdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigen nun, dass sich der Trend auch im Jahr 2020 fortgesetzt hat. Das vergangene Jahr war mit einer Mitteltemperatur von 10,4 Grad Celsius das zweitwärmste Jahr seit dem Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Noch heißer war nur 2018 mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius. Erhoben wurden die Daten mithilfe von etwa 2.000 Messstationen, die in ganz Deutschland verteilt sind.
Insgesamt liegen neun der zehn höchsten Jahresmitteltemperaturen von Deutschland im 21. Jahrhundert. Die letzte Dekade ist mit den vier wärmsten Jahren 2014, 2018, 2019 und 2020 die wärmste, die jemals in Deutschland gemessen wurde.
Tobias Fuchs, Vorstand des DWD: „Die wissenschaftlichen Klimafakten des nationalen Wetterdienstes sind alarmierend. Klimaschutz ist das Gebot der Stunde. Wir müssen jetzt handeln.“
Wie der DWD berichtet lagen die Temperaturen 2020 2,2 Grad Celsius über der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990. Gegenüber der Periode von 1981 bis 2010 lag die Jahresmitteltemperatur um 1,5 Grad Celsius höher.
Abweichung der Jahressonnenscheindauer vom vieljährigen Mittel seit 1951 in Deutschland. Der Wert für 2020 ist noch vorläufig. © DWD
Die wärmste deutsche Region war das Saarland (11,4 °C), am kühlsten war es in Bayer (9,5 °C). Bis auf den Mai waren alle Monate des Jahres 2020 warm. Die größten positiven Temperaturanomalien gab es mit über drei Grad Celsius Abweichung im Januar, Februar, April und August. Zwischen dem 5. und 22. August sorgte eine heiße und feuchte Witterung in Deutschland für die höchsten Temperaturen. Gemessen wurde der Temperaturrekord des Jahres 2020 von 38,6 Grad Celsius am 9. August in Trier-Petrisberg.
Neben den hohen Temperaturen war 2020 überdies weiterhin zu trocken. Die Niederschläge erreichten mit 710 Litern pro Quadratmeter 90 Prozent ihres Sollwertes. Neun der zehn vergangenen Jahre waren damit zu trocken. Lediglich 2017 gab es in Deutschland eine höhere Regenmenge als normal.
Besonders stark betroffen war von der Trockenheit der Nordostdeutschland, wo es in einigen Regionen nur 500 Liter pro Quadratmeter Regen gab. Überdies kam es 2020 häufig zu Starkregen, was dazu führte, dass in einigen Regionen Dürre und Überflutungen dicht aufeinanderfolgten.
Abweichung der Jahresmittelniederschläge vom vieljährigen Mittel seit 1881 in Deutschland. Der Wert für 2020 ist noch vorläufig. © DWD
Den höchsten Tagesniederschlag von 154,4 Litern pro Quadratmeter gab es am 3. August 2020 in Aschau-Innerkoy, südöstlich von Rosenheim. Die höchsten Jahresniederschläge von bis zu 2.000 Liter pro Quadratmeter gab es in den Alpen und im Schwarzwald.
Auch bei der Anzahl der Sonnenstunden lag 2020 um gut 20 Prozent über mit dem Sollwert. Statt der erwarteten 1.544 Stunden wurden 1.901 Sonnenstunden gemessen. 2020 liegt damit auf dem vierten Platze der sonnigsten Jahre seit Messbeginn. Dies zeigen auch die Messwerte der Solarkraftwerke, die vor allen im Frühjahr und Frühsommer Rekordwerte erreichen konnten.
Abweichung der Jahressonnenscheindauer vom vieljährigen Mittel seit 1951 in Deutschland. Der Wert für 2020 ist noch vorläufig. © DWD
Am sonnigsten war es in Süddeutschland, wo in einigen Regionen über 2.000 Sonnenstunden gemessen wurden. Vergleichsweise wenig Sonnenstunden gab es in den zentralen Mittelgebirgen und in der norddeutschen Tiefebene.