Über 650.000 Jahre alt

Ältester Permafrost in Sibirien entdeckt

Conny Zschage

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Permafrost ist Boden oder Gestein, welches seit mindestens zwei Jahren ununterbrochen, also permanent, Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erreicht. Im Nordosten Sibiriens wurde nun Permafrost gefunden, welcher seit mindestens 650.000 Jahren gefroren ist. Er beinhaltet wichtige Informationen zur Erdgeschichte, ist aber gleichzeitig auch eine Warnung.

Jakutsk (Russland). Der Nordosten Russlands gehört zu den abgelegensten Gebieten der Erde. Hier befindet sich die Republik Sacha, auch Jakutien genannt, welche ein Teil Russlands ist. Sacha ist vor allem für ein was bekannt: Es ist kalt. Sehr kalt. Die Republik verfügt über zwei Kältepole, Werchojansk und Oimjakon, in welchen Temperaturen bis zu -67,8 °C erreicht wurden.

Rund 50 Kilometer entfernt von Werchojansk befindet sich der Batagaika Megaslump, auch Batagaika-Abbruch genannt. In den 1960er-Jahren wurden hier Waldrodungen durchgeführt, wodurch der Boden ständig Sonnenstrahlen ausgesetzt ist. Seitdem taut er immer weiter auf und es bildet sich allmählich eine Vertiefung, an deren Rändern es öfter zu Erdrutschen kommt. Hinzu kommt die Erosion des Bodens, da die Wurzeln von Bäumen fehlen, um das Erdreich zusammenzuhalten. Schmelzwasser des ursprünglichen Permafrosts trägt zudem immer mehr Boden ab, wodurch allmählich ein Krater entstanden ist.

Schatzgrube für Wissenschaftler

Da es sich um ein sehr abgeschottetes Gebiet handelt, ist es momentan nicht nötig diesen Prozess des Auftauens aufzuhalten. Zudem müssen Wissenschaftler nicht mit schwerem Gerät im Boden graben und so vielleicht potenzielle Funde beschädigen, sondern können einfach warten, bis die Sonne ihren Teil erledigt. Im Batagaika-Abbruch werden deshalb regelmäßig spektakuläre Funde gemacht.

2018 wurde beispielsweise die Eismumie einer ausgestorbenen Wildpferdeart gefunden. Sie ist etwa 30.000 bis 40.000 Jahre alt und kann in Zukunft möglicherweise als Quelle für DNA dienen, mit welcher die ausgestorbene Art wiederbelebt werden kann. Auch die Überreste von Mammuts und Säbelzahntigern wurden bereits in Batagaika entdeckt.

Auftauen von Permafrost fördert Klimawandel

Ein Forscherteam der Cambridge-University fand nun 650.000 Jahre alten Permafrost, welcher durch das Auftauen freigelegt wurde. Das Alter konnten sie durch eine Kombination von Methoden herausfinden. Organische Bestandteile, wie Pflanzen, welche in dem gefundenen Permafrost vorhanden waren, wurden durch die Radiokarbonmethode datiert. Das Eis an sich konnte durch eine Bestimmung der Chlor-Isotope herausgefunden werden. Hinzukam die Lumineszenz-Datierung, welche das Alter einzelner Mineralüberreste ermittelte.

Dadurch konnte festgestellt werden, dass der Permafrost insgesamt rund 650.000 Jahre lang gefroren war. Doch das er jetzt auftaut, ist kein gutes Zeichen. Die Sonnenstrahlen allein, denen er aufgrund fehlender Baumkronen ausgesetzt ist, reichen nicht aus, um den beständigen Boden aufzutauen. Vielmehr ist ein regelmäßiges Steigen der Durchschnittstemperatur in dem Gebiet aufgrund von globaler Erwärmung das Hauptproblem. Und das allmähliche Auftauen des Permafrosts beschleunigt die Erhöhung der globalen Temperatur, da beim Auftauen Treibhausgase wie Methan oder Kohlendioxid freigesetzt werden.

Permafrost wird noch lange bestehen

Trotzdem ist nicht davon auszugehen, dass der Permafrostboden in nächster Zeit verschwindet. Denn vor rund 130.000 Jahren gab es bereits eine sehr warme Zeitperiode. Damals war die Temperatur in der Arktis rund vier bis fünf Grad höher als heute. Und da der nun gefundene Permafrost diese Zeit scheinbar ohne Probleme überstand, wird er wohl auch noch für einige Zeit erhalten bleiben. In der Studie der Wissenschaftler, welche in der Fachzeitschrift Quaternary Research veröffentlicht wurde, warnen die Forscher trotzdem vor den Folgen des globalen Klimawandels. Die Abbruchkante des Batagaika-Abbruchs rückt jedes Jahr um rund 30 Meter nach hinten. In einem so abgelegenen Gebiet ist das momentan kein Problem. Ein Großteil der Dörfer und Städte Sibiriens, beispielsweise die Großstadt Jakutsk, könnte bald von den Folgen des Auftauens betroffen sein, da viele Gebäude und Infrastruktur auf Permafrostboden erbaut wurden. Falls dieser erodiert, könnte das schwerwiegende Folgen für die Region haben.

Quaternary Research, doi: 10.1017/qua.2021.27

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