Robert Klatt
Der Atlantik ist seit Mai 2024 mit einem überraschend hohen Tempo abgekühlt. Eine Erklärung dafür gibt es bisher noch nicht.
Miami (U.S.A.). Laut dem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union (EU), Copernicus (C3S), war der Juni 2024 der heißeste Monat seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Messdaten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zeigen zudem, dass die Oberflächentemperaturen im Atlantischen Ozean im ersten Quartal 2024 ein bis drei Grad Celsius über dem Normalwert lagen. In manchen Bereichen des Atlantiks waren die Temperaturen während der Hitzewellen sogar fünf Grad Celsius über dem Durchschnitt. 2024 war somit das vierte Jahr in Folge, in dem der Ozean einen neuen Hitzerekord erreicht hat.
Die hohen Wassertemperaturen gehen teilweise auf den vom Menschen ausgelösten Klimawandel und teilweise auf den besonders starkes El Niño zurück. Aktuelle Messungen der NOAA zeigen nun, dass die Oberflächentemperaturen des Atlantiks seit Mai 2024 in einem überraschend schnell Tempo sinkt.
Im Juni 2024 waren die Oberflächentemperaturen 0,5 bis ein Grad Celsius niedriger als der Normalwert. Dies ist ein deutliches Indiz dafür, dass das Wetterphänomen El Niño bald durch sein Gegenstück, La Niña, abgelöst wird. La Niña ist ein Wettersystem, durch das kühles Wasser aus den Tiefen des Ozeans an die Oberfläche des Atlantiks aufsteigt. Laut Prognosen soll La Niña zwischen September und November beginnen.
Sowohl El Niño als auch La Niña werden durch Passatwinde, die Sonneneinstrahlung und Niederschläge in den Tropen beeinflusst. Die komplexe Passatwinde können deshalb nur schwer vorhergesagt werden. Wie Frans Philip Tuchen von der University of Miami (UM) erklärt, kann die plötzliche Veränderung der Atlantiktemperaturen deshalb nicht erklärt werden.
„Wir haben die Liste möglicher Mechanismen durchgearbeitet, aber bisher passt keiner davon.“
