Robert Klatt
In vielen Ländern werden kleine Reaktortypen für neue Atomkraftwerke entwickelt. Diese erzeugen laut einer neuen Studie jedoch bis zu 30-mal mehr Atommüll.
Stanford (U.S.A.). In Deutschland werden die letzten drei Atomreaktoren Ende dieses Jahres vom Netz genommen. Während in der Bundesrepublik damit die Ära der nuklearen Stromerzeugung zu Ende geht, werden in vielen anderen Ländern noch neue Atomkraftwerke gebaut. Auch die Forschung beschäftigt sich weiterhin mit neuen Konzepten für Reaktoren und Atomkraftwerke, darunter der erste Flüssigsalzreaktor sowie kleine Atomkraftwerk, die zum Beispiel in Estland entstehen sollen.
Besonders viel Aufmerksamkeit erhalten small modular reactors (SMR). Es handelt sich dabei um kleine Reaktoren mit einer elektrischen Leistung von bis zu 300 Megawatt. Diese sollen deutlich sicherer und günstiger seien als die bisher hauptsächlich eingesetzten größeren Reaktortypen.
Eine Studie des Centers for International Security and Cooperation (CISAC) der Stanford University und der Swedish Nuclear Fuel and Waste Management Company zeigt jedoch nun, dass diese modularen Kleinreaktoren noch mehr Atommüll produzieren als die aktuell laufenden Leichtwasserreaktoren. „SMRs werden die Herausforderungen des Managements und der Lagerung nuklearer Abfälle noch verschärfen“, erklärt Lindsay M. Krall.
Laut der Publikation im Fachmagazin PNAS haben die Forscher sich auf in ihrer Studie auf drei Reaktortypen, nämlich integrierten Druckwasserreaktor, einen Flüssigsalzreaktor und einen Schnellen Brüter mit Natriumkühlung, konzentriert.
Anhand bereits durchgeführter Studien und Patenten berechneten sie, wie viel Atommüll im Verhältnis zur Wärmeerzeugung bei den kleinen Reaktortypen anfällt. Die Ergebnisse verglichen sie anschließend mit der Abfallmengen eines Leichtwasserreaktors mit 1100 Megawatt elektrischer Leistung.
Die Analyse zeigt, dass die kleinen Reaktortypen deutlich mehr Atommüll produzieren. Beim integrierten Druckwasserreaktor ist die Müllmenge 2,5-mal höher, beim Flüssigsalzreaktor 5-mal höher und beim kleinen Schnellen Brüter sogar bis zu 30-mal höher. Außerdem enthalten die Brennmaterialien mehr radioaktive Isotope. Der Aufwand beim Transport und bei der Zwischenlagerung des Atommülls ist deshalb noch höher.
PNAS, doi: 10.1073/pnas.2111833119
