Robert Klatt
Ein Großteil des Plastikmülls befindet sich nicht an der Meeresoberfläche, sondern auf dem Grund. In den kommenden Jahren nimmt die Verschmutzung wahrscheinlich noch deutlich zu.
Canberra (Australien). Der Meeresgrund und vor allem die Tiefsee sind noch immer weitestgehend unerforscht. In den letzten Jahren hat die Wissenschaft deshalb mehrere zuvor unbekannte Tierarten entdeckt, darunter eine gigantische Meeresassel (B. yucatanensis) im Golf von Mexiko und ein Meereswesen mit 20 Armen (Promachocrinus Fragarius) in der antarktischen Tiefsee. Eine Untersuchung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, der Frankfurter Goethe-Universität und des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zeigte zudem bereits 2022, dass die Tiefsee stark mit Mikroplastik belastet ist.
Nun haben Forscher der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) um Denise Hardesty untersucht, wie viel Plastikmüll sich bereits auf den Meeresböden befindet. Laut den Autoren gelangt etwa eine komplette Müllwagenladung Plastik pro Minuten in die Weltmeere. Initiativen wie Müllwagenladung Plastik versuchen diesen Müll von der Oberfläche zu sammeln. Ein Großteil des Plastiks sinkt jedoch in die Tiefsee.
„Wir wissen, dass jedes Jahr Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Ozeanen landen, aber was wir bisher nicht wussten, war, wie viel dieser Verschmutzung auf den Meeresboden gelangt.“
Laut der im Fachmagazin Deep Sea Research Part I: Oceanographic Research Papers haben die Forscher mit ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen (ROVs) Sedimentproben aus dem Meeresboden entnommen. Sie konnten dadurch erstmals quantifizieren, wie viel Plastikmüll zum Meeresboden gelangt, sich dort zersetzt und anschließend mit dem Meeressediment vermischt. Neben dem Mikroplastik, auf das sich bisherige Studien konzentiert haben, beinhaltet die aktuelle Analyse auch größere Objekte wie Plastiktüten, Netze und Verpackungen.
Es befinden sich demnach drei bis elf Millionen Tonnen Plastikmüll auf dem Grund der Ozeane. Die Plastikverschmutzung auf dem Meeresboden ist im Extremfall somit 100-mal größer als auf der Meeresoberfläche. Wie Alice Zhu erklärt, befindet sich ein Großteil des Plastikmülls somit nahezu „unsichtbar“ auf dem Meeresgrund.
„Dies wird durch den extrem langsamen Abbau von Kunststoff in kalten Umgebungen noch verschärft, in denen es sowohl an Sauerstoff als auch an UV-Strahlung mangelt.“
Deep Sea Research Part I: Oceanographic Research Papers, doi: 10.1016/j.dsr.2024.104266