Robert Klatt
In deutschen Städten sind viele Autofahrer laut Daten von TomTom oft viel zu schnell unterwegs. Laut Verkehrspsychologen liegt dies am Design der Straßen und an den niedrigen Bußgeldern.
Berlin (Deutschland). Laut einer Analyse von Daten des Navigationsanbieters TomTom aus 40 Städten, fahren Autofahrer in Deutschland oft deutlich zu schnell. Besonders wenn die Straßen nachts frei sind, kommt es zu teilweise eklatanten Geschwindigkeitsüberschreitungen im Innenstadtbereich.
Die Aufzeichnungen von TomTom zeigen, dass in Dresden, Halle (Saale) und Kiel etwa die Hälfte (50 %) der Autofahrer in Tempo-30-Zonen nachts mindestens 40 km/h fährt. Deutlich geringer ist der Anteil der nächtlichen Zu-schnell-Fahrer etwa in Freiburg (12,5 %). Tagsüber ist der Anteil der Raser auch in problematischen Städten wie Dresden und Kiel deutlich geringer, weil der dichte Verkehr das zu schnelle Fahren verhindert.
Auch in Tempo-50-Abschnitten kommt es innerorts oft zu starken Geschwindigkeitsüberschreitungen. Ein Teil der Autofahrer ist in diesen Streckenabschnitten in Kiel (22 %) sowie in Aachen, Bremen und Halle (Saale) (18 bis 19 %) nachts mit 60 km/h oder mehr unterwegs.
Im europäischen Ausland kommt es in den Städten hingegen deutlich seltener zu Geschwindigkeitsverstößen. In Kopenhagen, Zürich und Oslo sind laut den Daten von TomTom in Tempo-30-Zonen kaum Autofahrer (8 bis 10 %) mit mehr als 40 km/h unterwegs.
Laut Verkehrspsychologen liegen die deutlichen Unterschiede zwischen deutschen Städten und Kopenhagen, Zürich und Oslo primär an den höheren Bußgeldern. In Deutschland liegt das Bußgeld für einen Geschwindigkeitsverstoß mit 40 km/h in einer Tempo-30-Zone trotz der kürzlichen Erhöhung bei 30 Euro. In Zürich sind es 116 Euro, in Kopenhagen sogar 470 Euro.
Außerdem hängen Geschwindigkeitsverstöße in deutschen Städten sehr wahrscheinlich auch mit dem Straßendesign zusammen. Auf breiten, geraden und glatten Straßen wird fast automatisch zu schnell fahren. „Es nützt nichts, einfach nur ein Tempo-30-Schild aufzustellen“, erklärt Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung der Versicherer.