Blinder Aktionismus

Besser Bäume pflegen anstatt neu pflanzen

Dennis L.

Forscher vieler europäischer Ländern fordern ein Umdenken statt blinden Aktionismus. Wälder sollten gepflegt und gerettet anstatt einfach neu angepflanzt zu werden. )yabaxip4102airgela(Foto: © 

Die Neuanpflanzung von Setzlingen wird das klimabedingte Waldsterben nicht verhindern können. Studien fordern daher einen neuen Fokus: Die Pflege vorhandener Wälder.

Berlin (Deutschland). Forscher aus Deutschland, Schweden, Polen und Spanien beschreiben im Wissenschaftsmagazin Science, warum ein Umdenken in Sachen Waldsterben wichtig ist. Statt zahlreiche neue Bäume zu pflanzen, sollte der Fokus auf der Pflege bereits vorhandener Wälder liegen, um den Baumbestand nachhaltig zu schützen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner plant in Zukunft Maßnahmen zur Neuanpflanzung für mehr als eine Milliarde Euro. Diese Methode, vorhandene Wälder zu erhalten, sei jedoch nicht ausreichend durchdacht. „Aber es ist völlig irrelevant und aussichtslos, diese als kleine isolierte Inseln in der Landschaft zu bewahren, wenn gleichzeitig in der Umgebung eine intensive Forstwirtschaft praktiziert wird“, so Co-Autor des Artikels Misguided forest action in EU Biodiversity Strategy Pierre Ibisch, Biologe an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie Vorstandsmitglied der Deutschen Umweltstiftung. Ökologische Forschungen müssen als Grundlage für planvolles Handeln dienen. Auf Schadflächen, wie beispielsweise nach Waldbränden, siedeln sich auf natürliche Weise neue Bäume an, vollkommen kostenfrei. Viele neu gepflanzte Setzlinge sterben hingegen ab.

Warnung vor dem „Superbaum“

Als besonders gefährlich erachten die Experten das Einführen exotischer Spezies, die sich den veränderten Klimabedingungen besser anpassen könnten. Das Finden eines "Superbaums", der Trockenheit und Stürmen besser widersteht, war für deutsche Förster bisher ein Schritt in die richtige Richtung. Die so genannte Biodiversitätsstrategie sei laut Expertenmeinung jedoch eher schädlich als förderlich.

Kaum geschützte Waldflächen in Europa

In Deutschland sind bereits 180.000 Hektar Wald abgestorben, Tendenz steigend. Das sind zwei Drittel der Fläche des Saarlandes. Nur noch 0,7 Prozent der Waldfläche in Europa besteht aus Urwäldern oder alten Wäldern. Geschützt sind davon weniger als die Hälfte. Lediglich drei Milliarden neue Bäume werden von der EU für die Wiederaufforstung der Waldflächen vorgesehen. Wälder sollten sich selbst regenerieren können.

Die Experten rechnen damit, dass sich die Lage durch Hitze und Trockenheit weiter verschärfen wird. Die Ausmaße der Schäden machen sich erst mit Verzögerung im Laufe der Jahre bemerkbar. Die andauernden Dürreperioden trocken die Waldböden bis in große Tiefen aus. Die Bäume werden anfälliger für den Befall von Schädlingen. Die Fichte gilt in den tieferen Lagen inzwischen schon als verloren.

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