Planetarische Grenze

Chemikalien gefährden Bewohnbarkeit der Erde

Robert Klatt

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Die Kontamination der Umwelt hat die „planetarische Grenze“ erreicht. Langfristig gefährden künstliche Stoffe wie Plastik und Chemikalien demnach die Bewohnbarkeit der Erde.

Stockholm (Schweden). Wissenschaftler formulierten bereits im Jahr 2019 das Konzept der „planetarischen Grenze“, deren Überschreitung die Erde langfristig unbewohnbar machen würde. Laut der Publikation im Fachmagazin Ecology and Society ist eine dieser Grenzen die Menge an künstlichen chemischen Verbindungen, die in die Umwelt gelangen und dort die Biodiversität und die Ökosysteme beeinflussen.

Nun haben Forscher des Stockholm Environment Institute (SEI) ermittelt, dass die Anzahl und Menge künstlicher Stoffe, die in die Umwelt gelange, die planetarische Grenze bereits erreicht haben. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Environmental Science & Technology ist die Bewohnbarkeit der Erde also bereits gefährdet, weil die Folgen der Kontamination sich nur schwer einschätzen und kontrollieren lassen.

350.000 künstliche Stoffe

Aktuell produziert die Industrie etwa 350.000 künstliche Stoffe. Die Anzahl solcher Chemikalien ist seit den 1950er-Jahren somit um das 50-Fache gestiegen. Ein Teil dieser Stoffe ist toxisch, andere freigesetzte Stoffe wie hormonähnliche Stoffe oder Antibiotika haben aber auch unerwünschte Effekte auf die Umwelt. Problematisch sind außerdem quasi unzerstörbare Stoffe wie die fluorhaltigen PFAS, die sich in der Umwelt anreichern. Welche Auswirkungen die Chemikalien tatsächlich auf die Organismen und Ökosysteme haben, ist bisher kaum bekannt.

Planetarische Grenze erreicht?

Obwohl die planetarische Grenze bereits im Jahr 2009 definiert wurde, konnte die Forschung deshalb bisher nicht klar beantworten, ob die Menschheit sie schon überschritten hat. Beispiele chemischer Verschmutzung wie etwa durch Mikroplastik oder Industriechemikalien sind zwar bekannt, wie gravierend die Schäden sind, lässt sich aber nur schwer bestimmen. Das Kernproblem bei der Ermittlung der tatsächlichen Bedrohung liegt vor allem darin, dass viele Stoffe noch unbekannte Effekte in der Umwelt auslösen.

Die Wissenschaftler um Linn Persson haben sich in ihrer Studie deshalb für einen quasistatistischen Ansatz entschieden, laut dem irgendwann automatisch eine existenzielle Gefahr entsteht, wenn die Menschheit weiterhin künstlichen Stoffe erzeugt, deren Effekte sie nicht untersuchen und überwachen kann. Die konstatieren daher, dass die Bewohnbarkeit der Erde langfristig gefährdet ist, wenn die Menschheit ihr Verhalten in diesem Bereich nicht ändert.

Environmental Science & Technology, doi: 10.1021/acs.est.1c04158

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