Nahrungsmittelversorgung

China erlaubt Gene Editing von Nutzpflanzen

Robert Klatt

Reisfelder in China )moc.hsalpsnuiL gnoteZ(Foto: © 

China besitzt im Verhältnis zur Bevölkerung sehr kleine Agrarflächen. Um sich von Lebensmittelimporten unabhängig zu machen, hat die Regierung nun das Gene Editing von Nutzpflanzen erlaubt.

Peking (China). In China leben mit rund 1,4 Milliarden Menschen etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung. Das Land besitzt jedoch nur etwa sieben Prozent der globalen Agrarnutzfläche.  Diese deutliche Diskrepanz zwischen den knappen Anbauflächen und der stetig wachsenden Bevölkerung führte in der Vergangenheit immer wieder zu Hungersnöten. Genveränderte Pflanzen, die höhere Erträge auf den vorhandenen Anbauflächen ermöglichen würden, hat die Regierung jedoch mit Ausnahme von Papaya und Baumwolle nicht zugelassen.

Stattdessen hat sich China bei der Lebensmittelversorgung für einen kuriosen Mittelweg entscheiden, bei dem massenhaft genveränderter Nutzpflanzen wie Soja und Getreide aus dem Ausland importiert wurden. Kein anderes Land importiert etwa so viel genveränderte Sojabohnen wie China. Ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters deutet nun darauf hin, dass China die Abhängigkeit von Importen nun beenden möchte.

Gentechnisch veränderten Pflanzen in China  

Laut dem Bericht hat das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten kürzlich Richtlinien und Regeln verabschiedet, die die Durchführung von Studien zur Zulassung von gentechnisch veränderten Pflanzen erlauben. Schon bald könnten in China also genveränderte Nutzpflanzen in großen Mengen wachsen. Dies soll die Grundlebensmittelversorgung der Bevölkerung sicherstellen. Besonders relevant ist das Gene Editing für die sicherere Versorgung von Chinas Saatgutindustrie, die die Basis der Landwirtschaft darstellt.

China war einst führend beim Gene Editing

Die nun veröffentlichte Entscheidung der chinesischen Regierung beendet ein langjähriges Hin und Her zum Thema genveränderte Nahrungsmittel. Einst war China in diesem Bereich global führend. 1992 erlaubte China etwa als erstes Land der Welt den kommerziellen Anbau einer genmanipulierten Tabaksorte. Bis zum Jahr 2010 sollten virusresistenter Reis, Weizen und Mais folgen.

Lebensmittelskandale führten zum Verbot

In den 2000er-Jahren kam es jedoch zu Lebensmittelskandalen um vergiftetes Milchpulver. Diese sorgten in der Bevölkerung für Aufregung und Misstrauen. Obwohl kein direkter Zusammenhang zu genveränderten Nutzpflanzen bestand, hat die chinesische Regierung daraufhin deren Anbau untersagt.

„In den vergangenen Jahren sind Chinas führende Wissenschaftler, Forschungsinstitutionen der Medizin- und Militärmedizin zu dem Schluss gekommen, dass genmodifizierte Sojabohnen nicht sicher sind. Wir sollten achtsam sein“, erklärte der Vizevorsitzende der Sojabohnen-Vereinigung im Jahr 2019.

„Die Mehrheit der Chinesen glaubt, genveränderte Nahrungsmittel seien gesundheitsgefährdend“, so Even Pay vom Pekinger Thinktank China Policy. Auch eine Umfrage des Wissenschaftsmagazins Nature kam im Juni 2018 zu dem Ergebnis, dass nur ein kleiner Teil (12 %) der Chinesen eine positive Meinung zu genetisch veränderten Lebensmitteln hat. Ein Teil der Bevölkerung (14 %) lehnt das Gene Editing ab und bezeichnet es sogar als „Bio-Terrorismus“.

Angesichts dieser Informationen ist fraglich, wie die Bevölkerung auf die nun erfolgte Zulassung reagiert.

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