Robert Klatt
CO₂-arme Quellen haben einen immer größeren Anteil an der globalen Stromproduktion. In der Europäischen Union (EU) haben sie 2024 knapp drei Viertel des Stroms produziert.
London (England). Die CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre hat seit 2004 um mehr als zehn Prozent zugenommen. Angesichts des daraus resultierenden Klimawandels versuchen viele Staaten, ihre Emissionen zu reduzieren, in dem sie die erneuerbaren Energien stärker ausbauen. In der Europäischen Union (EU) haben diese Quellen 2024 bereits mehr als den halben Strom produziert, während fossile Energieträger zunehmend an Bedeutung verlieren.
Ember hat nun seine Global Electricity Review 2025 veröffentlicht. Laut dem Bericht wurde 2024 über 40 Prozent des weltweiten Stroms aus CO₂-armen Quellen erzeugt. Zuletzt wurde dieser Wert in den 1940er Jahren erreicht, als der Strombedarf fünfzigmal kleiner war und die Wasserkraft eine der Hauptquellen war.
Neben den erneuerbaren Energien, darunter vor allem die Wind- und Solarkraft, umfassen die CO₂-armen Quellen auch die Kernenergie. In der EU hatten CO₂-arme Quellen 2024 einen Anteil von fast drei Viertel an der Stromproduktion (71 %).
„Europa hat seine globale Führungsrolle im Bereich sauberer Energie zementiert. Die EU zeigt der Welt darüber hinaus, wie man den Anteil erneuerbarer Energien kontinuierlich steigert.“
In der EU hat sich die Solarstromerzeugung in den drei Jahren bis 2024 nahezu verdoppelt und deckt inzwischen 11 Prozent des Strombedarfs, also mehr als Kohle. Sieben Mitgliedstaaten zählen zu den globalen Spitzenreitern beim Anteil von Solarenergie. Deutschland belegt mit 71 Terawattstunden (TWh) global auf dem sechsten Platz, während China mit 834 TWh unangefochten führt. Den höchsten Solarstromanteil im nationalen Strommix hat Ungarn (25 %).
Laut Ember steht die EU vor dem nächsten Schritt der Energiewende. Dieser erfordert nicht nur einen noch stärkeren Ausbau der Solar- und Windenergie, sondern auch den Ausbau von Speichertechnologien, um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen optimal nutzen zu können. Die technologische Grundlage dafür existiert bereits.
Ein gutes Beispiel dafür ist Kalifornien, wo 2024 ein bedeutender Teil der abendlichen Spitzenlast durch Batterien gedeckt wurde (20 %), die mittags mit Solarstrom geladen werden. In Europa werden ähnliche Konzepte aktuell ebenfalls realisiert, darunter die weltgrößte Redox-Flow-Batterie im Stern von Laufenburg und der größte Batteriespeicher des Kontinents in Schottland.
„Vielleicht ist Kalifornien ein Ausblick darauf, wie Europa in drei Jahren aussehen könnte.“
Wie die Analysten von Ember erklären, bestehen trotz der positiven Entwicklung noch große Unsicherheiten bei der Stromproduktion. Neue Techniken wie Künstliche Intelligenz (KI), Wärmepumpen und Elektroautos lassen den globalen Strombedarf kontinuierlich steigen. Google, Meta, Amazon und Co. haben deshalb kürzlich angekündigt, dass die Atomkraft bis 2050 verdreifacht werden soll.
Laut Ember ist das Wachstum der sauberen Energie dynamisch genug, um den zunehmenden Bedarf decken zu können. Es gab 2024 zwar eine minimale Zunahme bei der fossilen Stromerzeugung, diese lässt sich aber auf außergewöhnliche Hitzewellen und den daraus resultierenden Einsatz von Klimaanlagen zurückführen. Eine Rückkehr zu mehr fossilen Energieträgern lässt sich daraus nicht ableiten.
„Jedes Land kann dem steigenden Strombedarf mit sauberer Energie begegnen.“