Robert Klatt
Die CO₂-Emissionen des Tourismus nehmen doppelt so schnell zu wie in anderen Bereichen. Drei Länder verursachen mehr als die Hälfte der Gesamtemissionen und beschleunigen dadurch den Klimawandel.
Brisbane (Australien). Eine Studie der Linnaeus University (LNU) hat kürzlich belegt, dass Privatjets immer höhere CO₂-Emissionen verursachen und dadurch immer relevanter für den Klimawandel werden. Der in vielen Ländern zunehmende Wohlstand führt zudem dazu, dass auch die Mittelschicht sich Flugreisen leisten kann und dass der globale Tourismus in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Forscher der University of Leeds haben jedoch kürzlich ermittelt, dass Fernreisen mit dem Flugzeug besonders hohe CO₂-Emissionen verursachen und somit den Klimawandel beschleunigen.
Eine neue Studie der University of Queensland hat nun die CO₂-Emissionen der Tourismusbranche im Detail untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Emissionen des Tourismus in den 175 untersuchen Ländern im Zeitraum 2009 bis 2022 jährlich um 3,5 Prozent zugenommen haben. Das entspricht mehr als der doppelten durchschnittlichen Zunahme der globalen Emissionen, die bei 1,5 Prozent liegt. 2019 war der Tourismus für 5,2 Gigatonnen CO₂-Äquivalente verantwortlich, also rund 8,8 Prozent der globalen Gesamtemissionen.
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Communications geht die hohe Wachstumsrate der CO₂-Emissionen vor allem auf die zunehmende Reiselust zurück. Die Tourismusnachfrage wächst demnach um 3,8 Prozent pro Jahr. Technische Verbesserungen, die etwa die Effizienz von Flugzeugen erhöhen oder den Energieverbrauch in Unterkünften reduzieren und damit die Emissionen reduzieren, haben hingegen lediglich eine Fortschrittsrate von 0,3 Prozent jährlich.
Die Studie zeigt zudem, dass es starke Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gibt. Die 20 Länder mit den höchsten Tourismusemissionen sind für etwa drei Viertel der Emissionen verantwortlich. Die U.S.A., China und Indien verursachen allein mehr als die Hälfte (60 %) der gesamten CO₂-Emissionen der Reisebranche. Laut den Wissenschaftlern verdeutlicht dies, dass bei der Planung von globalen Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen die ökonomischen Unterschiede der Länder eine signifikante Rolle spielen.
Laut der Studie ist zudem mit einer weiteren Zunahme der Tourismusemissionen zu rechnen, wenn nicht zeitnah entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
„Ohne schnelle Maßnahmen in der globalen Tourismusbranche rechnen wir mit einem jährlichen Anstieg der Emissionen um drei bis vier Prozent, was bedeutet, dass sie sich alle 20 Jahre verdoppeln werden. Dies verstößt gegen das Pariser Abkommen, das den Sektor verpflichtet, seine Emissionen jährlich um mehr als zehn Prozent zu reduzieren.“
Die Wissenschaftler empfehlen eine Kombination aus technischen und politischen Ansätzen, um die CO₂-Emissionen im Tourismus zu reduzieren. Denkbar ist etwa eine Reduzierung von Langstreckenflügen, der Einsatz von klimafreundlicheren Kraftstoffen sowie höhere CO₂-Steuern.
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-024-54582-7