Robert Klatt
Ein neues Modell kann erstmals ermitteln, welche Klimafolgen durch die CO₂-Emissionen eines bestimmten Unternehmens entstanden sind. In Zukunft könnten einzelne Unternehmen somit für ihre Klimaschäden in Haftung genommen werden.
Hanover (U.S.A.). In der Forschung wird seit 2003 darüber diskutiert, ob und wie man die CO₂-Emissionen einzelner Unternehmen und die daraus resultierenden Klimaschäden verknüpfen kann. Forscher des Dartmouth College haben nun ein System entwickelt, mit dem sie bestimmte Klimaschäden auf die Emissionen von einzelnen Brennstoffunternehmen zurückführen können.
„Etwas mehr als 20 Jahre später können wir diese Frage mit Ja beantworten. Unser Rahmenwerk kann robuste emissionsbasierte Zuschreibungen von Klimaschäden auf Unternehmensebene liefern.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature nutzt das Instrument aktuelle Klimamodelle und öffentliche Emissionsdaten, um zu ermitteln, wie das Klima in einem bestimmten Szenario sich entwickelt hätte, wenn es die CO₂-Emissionen eines bestimmten Unternehmens nicht gegeben hätte.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass es tatsächlich möglich ist, die Welt, wie sie ist, mit einer Welt ohne einzelne Emittenten zu vergleichen.“
Im Gegensatz zu früheren Studien kann das neue Modell die unmittelbaren Auswirkungen der spezifischen CO₂-Emissionen eines Unternehmens zeigen.
„Unser Ansatz simuliert die Emissionen direkt und ermöglicht es uns, die Erwärmung und ihre Auswirkungen auf bestimmte Emittenten zurückzuführen.“
Die Wissenschaftler haben mit dem neuen Modell ermittelt, wie groß die lokalen ökonomischen Schäden durch Hitzewellen waren, die durch die Emissionen einzelner Fossilunternehmen ausgelöst wurden. Laut den Ergebnissen haben die CO2- und Methanemissionen von 111 Unternehmen im Zeitraum von 1992 bis 2022 Schäden in Höhe von rund 24 Billionen Euro verursacht.
Acht Billionen Euro davon gehen auf fünf Unternehmen zurück, die die höchsten Emissionen verursachen. Die höchsten Schäden hat mit 692 Milliarden bis 3,1 Billionen Euro demnach der Ölkonzern Chevron verursacht. Danach folgen ExxonMobil, Saudi Aramco, Gazprom und BP.
Das neue Modell eröffnet laut den Forschern die Option, einzelne Unternehmen für die von ihnen verursachten Klimaschäden in Haftung zu nehmen. Konzerne mit klimaschädlichen Geschäftsmodellen könnten sich somit ihrer Verantwortung deutlich schlechter entziehen, als dies bisher der Fall war.
„Dies sollte den Gerichten helfen, Haftungsansprüche für Verluste und Störungen infolge des vom Menschen verursachten Klimawandels besser zu bewerten. Wir argumentieren, dass der wissenschaftliche Fall der Klimahaftung abgeschlossen ist.“
Die Forscher erklären, dass der neue Ansatz somit zu einem Paradigmenwechsel bei der Beseitigung der durch den Klimawandel verursachten Schäden führen könnte. Bisher werden Profite durch klimaschädliches Verhalten überwiegend privatisiert, während die Klimaschäden durch Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen durch Staaten aufgefangen werden müssen.
„Der Wohlstand der westlichen Wirtschaft basiert auf fossilen Brennstoffen. Aber so wie ein Pharmaunternehmen durch die Vorteile eines Medikaments nicht, von dessen negativen Auswirkungen freigesprochen werden kann, sollten Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, nicht durch den Wohlstand, den ihre Produkte erzeugt haben, für den Schaden entschuldigt werden, den sie verursacht haben.“
Nature, doi: 10.1038/s41586-025-08751-3