Robert Klatt
Die Weltmeere haben zwischen 1994 und 2007 34 Milliarden Tonnen CO₂ aufgenommen. Dies entspricht einem Drittel der menschengemachten CO₂-Emissionen. Der Klimapuffer funktioniert also zwar noch, sorgt aber dafür, dass das Wasser der Meere saurer wird und die Lebensbedingungen sich verschlechtern.
Zürich (Schweiz). Die Ozeane der Erde gehören zu den wichtigsten Klimafaktoren des Planeten, da sie neben dem Temperaturausgleich auch als Teil der globalen Stoffkreisläufe das in der Atmosphäre gelöste CO₂ mitbeeinflussen. Dies geschieht, indem die Meere CO₂ im Oberflächenwasser auflösen, wo die Kohlenstoffkonzentration daraufhin zunimmt und von wo anschließend durch die Strömung das gelöste CO₂ in tiefere Meeresschichten verteilt wird, wo es sich dann anreichert und über längere Zeit verbleibt.
Die Tiefsee gehört deshalb neben den Wäldern zu den wichtigsten Kohlenstoffspeicherorten der Erde und ist somit ein Gegenspieler für die menschengemachten CO₂-Emissionen, die den Klimawandel beschleunigen. In den 1990er Jahren haben Wissenschaftler bereits ausgerechnet, dass die Ozeane seit Beginn der industriellen Revolution 11,8 Milliarden Tonnen anthropogenes CO₂ aufgenommen haben. Dazu wurde eine statistische Methode genutzt, die zwischen natürlichem und von Menschen erzeugen CO₂ unterscheiden kann.
Nun haben Wissenschaftler der ETH Zürich> erneut die marine CO₂-Senke berechnet, da in den letzten Jahren die CO₂-Emissionen und der CO₂-Anteil in der Atmosphäre deutlich gestiegen sind. Dazu haben die Forscher in den vergangenen zehn Jahren Daten von tausenden Messsonden ausgewertet sowie über 50 eigene Forschungsfahrten durchgeführt. Laut ihrer im Fachmagazin Science publizierten Studie konnte so ermittelt werden, wie viel anthropogenes CO₂ die Meere im Zeitraum zwischen 1994 und 2007 aufgenommen haben und welche Änderungen zu der vorherigen Messung auftreten.
Die Analyse zeigt, dass die Weltmeere im Untersuchungszeitraum 34 Milliarden Tonnen menschengemachte CO₂-Emissionen aus der Luft gefiltert haben. Wie Nicolas Gruber erklärt sind dies „durchschnittlich 2,6 Gigatonnen pro Jahr, was 31 Prozent der menschengemachten CO₂-Emissionen in diesem Zeitraum entspricht.“ Der prozentuale Anteil des CO₂, das die Meere aufgenommen haben, ist damit im Vergleich zu vorherigen Untersuchung gleichgeblieben, obwohl die CO₂-Emissionen deutlich zugenommen haben.
Die Ergebnisse der Untersuchung entsprechen damit Modellberechnungen, laut denen sich die CO₂-Pufferkapazität des Meeres proportional zu CO₂-Konzentration in der Atmosphäre entwickelt. Laut Gruber ist „das eine wichtige Erkenntnis, die uns nun Gewissheit gibt, dass die unterschiedlichen Ansätze stimmen.“
Trotz der positiven Nachricht darüber, dass der Klimapuffer noch funktioniert, zeigt die Untersuchung aber auch, dass die CO₂-Speicherrate sich zwischen verschiedenen Meeresregionen deutlich unterscheidet. Der Nordatlantik hat beispielsweise im Untersuchungszeitraum 20 Prozent weniger CO₂ aufgenommen, als durch die Modellberechnung erwartet wurde. Wie Gruber erklärt „liegt dies wahrscheinlich an der schwächelnden nordatlantischen Umwälzpumpe Ende der 90er Jahre, die ihrerseits durch Klimaschwankungen verursacht wurde.“ Andere Regionen wie der Südatlantik haben dafür im selben Zeitraum deutlich mehr CO₂ gespeichert und so für einen global ausgeglichenen Wert gesorgt.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die CO₂-Senke der Ozeane noch funktioniert. Folgenlos ist dies jedoch nicht, da die hohen Mengen gelösten CO2s dafür sorgen, dass das Wasser der Meere zunehmend sauer wird. Die Versauerung ist laut Gruber „teils bis über 3.000 Meter tief“ vorgedrungen. Als Folge dessen verschlechtern sich Lebensbedingungen für Meeresbewohner, die, wie eine Studie zur CO₂-Entsorgung in der Nordsee zeigte, übersäuerte Regionen verlassen.
Science, doi: 10.1126/science.aau5153