Robert Klatt
Die CO₂-Emissionen des IT-Bereichs nehmen stetig zu. Deutsche kaufen aber vermehrt refurbished Computer und Laptops und achten mehr auf die Nachhaltigkeit ihrer elektrischen Geräte.
Berlin (Deutschland). Eine Studie der Lancaster University kam im Jahr 2021 zu dem Ergebnis, dass Computer und das Internet mindestens so hohe CO₂-Emissionen verursachen wie der globale Flugverkehr. Laut der Publikation im Fachmagazin Patterns haben die Forscher sowohl die Emissionen, die durch den Betrieb anfallen, als auch die Emissionen, die durch die Förderung der Rohstoffe, die Produktion und das Recycling verursacht werden, berücksichtigt.
Laut ihrer Studie werden 1,8 bis 2,8 der globalen Treibhausgasemissionen durch den Betrieb von Internet und Computern verursacht. Bereinigt man die Daten um die Kürzung von Lieferkettenpfaden, liegt der Anteil an den CO₂-Emissionen zwischen 2,1 und 3,9 Prozent. Eine Studie der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Produktion von Laptops und Desktopcomputern aus ökologischer Perspektive problematisch ist. Die Herstellung eines einzelner Desktopcomputer setzt demnach 1.100 Kilogramm klimaschädliches Kohlendioxid frei und benötigt 1.500 Liter Wasser, 240 Kilogramm fossile Brennstoffe und 22 Kilogramm Chemikalien.
Zudem haben die Forscher der Lancaster University ermittelt, dass die CO₂-Emissionen der IT in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter zunehmen, wenn keine großen politischen und industriellen Maßnahmen für deren Reduzierung unternommen werden. Besonders problematisch ist laut dem Paper ein sogenannter Boomerang-Effekt, laut dem die steigende Effizienz in der IT-Industrie dazu führt, dass Produkte günstiger angeboten werden, wodurch die Nachfrage zunimmt. Überdies werden immer mehr Daten über das Internet versendet, was dazu führt, dass der Energieverbrauch der Rechenzentren ebenfalls steigt. Die Autoren plädieren deshalb dafür, dass die IT-Branche ihre CO₂-Emissionen stärker begrenzen sollte.
„Mit Blick auf die Zukunft sind wir besorgt, dass sich dieses Emissionswachstum zu einer Zeit fortsetzen wird, in der die Emissionen sinken müssen. Alle in diesem Bericht geprüften Analysen stimmen darin überein, dass die IKT nicht auf dem Weg ist, Emissionen im Einklang mit den Empfehlungen der Klimawissenschaft zu reduzieren, es sei denn, die Branche oder der Gesetzgeber ergreifen zusätzliche Maßnahmen, um dies sicherzustellen.“
Die wohl beste Maßnahmen zur Reduzierung der CO₂-Emissionen und des sonstigen Ressourcenbedarfs ist die längere Nutzung von elektrischen Geräten. In Deutschland werden Computer und Laptops durchschnittlich nur für vier Jahre verwendet, obwohl sie nach diesem Zeitraum noch ausreichend Leistung für die meisten Anwendungen haben.
Es bietet sich daher an, dass diese Laptops und Computer nach ihrer Erstnutzung aufzuarbeiten und erneut zu verkaufen. Eine Studie der TU Berlin zeigt, dass durch den Einsatz dieser sogenannten refurbished Notebooks die herstellungsbedingte Umweltbelastung um etwa 50 Prozent reduziert werden kann. Doch wie beliebt ist gebrauchte Hardware bei deutschen Unternehmen und Privathaushalten?
Laut einer Civey-Befragung im Auftrag von eBay Deutschland aus dem Jahr 2022 möchte fast ein Drittel Deutschen (29 %) im Jahr 2023 gebrauchte Geräte erwerben. Als Gründe für diese Entscheidung nannten die Befragten hauptsächlich die höhere Nachhaltigkeit (65,7 %) und den geringeren Preis (63,7 %). Um die Kunden bei ihrem Bestreben zu unterstützen, hat eBay inzwischen eine Funktion integriert, mit denen die Kunden sehen können, wie viel Kohlenstoffdioxid sie durch den Kauf von gebrauchten Produkten bislang eingespart haben. Zudem ermöglicht es eBay, die CO₂-Emissionen der Einkäufe durch den Erwerb von CO₂-Zertifikaten zu kompensieren.
Eine ebenfalls im Jahr 2022 durchgeführte Studie der Strategieberatung Oliver Wyman und der gfu Consumer & Home Electronics GmbH zeigt zudem, dass Verbraucher beim Kauf von Elektrogeräten stärker auf deren Nachhaltigkeit achten und dazu bereits sind, höhere Kaufpreise zu zahlen, wenn der deren Strom- und Wasserverbrauch geringer ist.
Im Mittel sind Privathaushalte demnach bereits für eine zwei Stufen höhere Energieeffizienzklasse einen 36 Prozent höheren Kaufpreis zu bezahlen. Besonders hoch ist die Zahlungsbereitschaft bei energieeffizienteren Waschmaschinen. Hier würden Verbraucher im Mittel 47 Prozent mehr bezahlen. Wie das Magazin business-nachrichten.de, das sich auf Infos für Unternehmer fokussiert, berichtet, verhalten sich kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) und Konzerne beim Kauf und beim Leasing von elektrischen Geräten ähnlich.
Die Studie belegt zudem die Ergebnisse der eBay Umfrage und zeigt ebenfalls, dass generalüberholte Geräte zunehmend beliebter werden. Rund die Hälfte der Haushalte zieht demnach refurbished Geräte in Betracht und rund ein Drittel hat bereits ein generalüberholtes elektrisches Gerät gekauft.
Patterns, doi: 10.1016/j.patter.2021.100340