Robert Klatt
Eine Citymaut und deutlich höhere Parkgebühren könnten den Stau in deutschen Großstädten um 25 Prozent reduzieren. Die Maßnahmen würden außerdem die Gesellschaft entlasten, die derzeit einen Großteil der Kosten des Individualverkehrs tragen muss.
München (Deutschland). Laut einer Studie des Verkehrsdienstleisters Inrix ist München die Stauhauptstadt von Deutschland. Im Mittel standen Autofahrer dort 2019 87 Stunden im Stau, gefolgt von Berlin mit 66 Stunden und Düsseldorf mit 50 Stunden. Durch einen weiteren Anstieg des Individualverkehrs könnte der Stau in München laut einer Analyse des dortigen Planungsamts schon bald dauerhaft von 6 bis 21 Uhr bestehen. Ein ähnliches Verkehrschaos steht auch einigen anderen deutschen Großstädten bevor, wenn nicht zeitnah entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Das ifo Institut (ifo) hat nun exemplarisch an München untersucht, mit welchen Maßnahmen Stau in Innenstädten bekämpft werden kann. Laut Oliver Falck vom ifo „könnte man Verkehrsprobleme in München und anderen Metropolen Deutschlands mit einer einfach ausgestalteten Anti-Stau-Gebühr lösen.“ Wie die Wissenschaftler erklären, externalisieren Autofahrer einen Großteil ihrer Kosten unter anderem in Form von Lärm, Stress, sowie Feinstaub- und Treibhausgasemissionen.“ Wie Falck erklärt „muss für alle diese negativen Auswirkungen auf Dritte der Verursacher bislang nicht bezahlen.“ Schätzungen der EU-Kommissionen kamen zu dem Ergebnis, das rund 25 Prozent dieser externen Kosten einzig durch Stau und überlastete Straßen verursacht werden.
Die Wissenschaftler des ifo Instituts haben deshalb modelliert, welche Folgen es auf den Straßenverkehr hätte, wenn die Kosten des Autoverkehrs durch die Verursacher und nicht durch die Gesellschaft getragen werden müssen. Eine Erhöhung der Parkgebühren für Anwohner von sechs auf zehn Euro pro Tag in Kombination mit einer Citymaut von sechs Euro pro Tag würde laut der Berechnung den Stau um 25 Prozent reduzieren. In der besonders stauanfälligen Zeit von 7 bis 10 Uhr morgens würde der Stau sogar um ein Drittel zurückgehen.
Eine Straßennutzungsgebühr von zehn Euro pro Tag würde sogar in der Spitzenzeit den Stau um 40 Prozent reduzieren. Eine weitere Erhöhung der Parkgebühren hätte hingegen praktisch keinen Effekt. Laut Falck „kommt der verkehrslenkende Effekt insbesondere dadurch zustande, dass die Fahrer mit Einführung einer Anti-Stau-Gebühr vor allem auf den günstigeren öffentlichen Verkehr umsteigen.“ Der Wissenschaftler sieht in der Abgabe deshalb viele Vorteile, die nicht nur dafür sorgen, dass die Stadt München lebenswerter wird, sondern auch darin, dass die Innenstadt durch weniger Stau und schneller erreichbare Geschäfte wirtschaftlich attraktiver wird.