Robert Klatt
Der Ökostromanteil soll in Deutschland bis 2030 bei mindestens 80 Prozent liegen. Damit das Ziel erreicht wird, müssen pro Tag 5,8 neue Windräder gebaut werden. Die tatsächliche Ausbaugeschwindigkeit ist aber deutlich geringer.
Köln (Deutschland). In Deutschland hat Ökostrom am nationalen Strommix aktuell einen Anteil von unter einem Viertel. Laut den Plänen der Bundesregierung soll der Anteil bis 2030 bei mindestens 80 Prozent liegen. Neben dem ohnehin dafür notwendigen Ausbau erschwert der rapide steigende Strombedarf das Erreichen des Ziels. Im Jahr 2021 lag der nationale Verbrauch bei 569 Terawattstunden (TWh), für das Jahr 2030 werden 750 TWh prognostiziert.
Um den Ökostromanteil zu erhöhen und den höheren Bedarf decken zu können, möchte die Bundesregierung die Windkraft stark ausbauen. Die Kapazität soll von aktuell 56 Gigawatt (GW) bis 2030 auf 115 GW mehr als verdoppelt werden.
Eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) hat nun ermittelt, dass dazu in Deutschland bis 2030 täglich 5,8 neue Windkraftanlagen errichtet werden müssen. Das gewichtete Mittel der Jahre 2010 bis 2021 lag jedoch nur bei 3,5 Windrädern pro Tag. 2022 wurden sogar nur 2,2 Windräder pro Tag gebaut. Um die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, muss die Ausbaugeschwindigkeit also massiv erhöht werden.
Die berechneten 5,8 Windkraftanlagen reichen aus, wenn ihre Leistung im Mittel bei 4,4 Megawatt (MW) liegt. In den Jahren 2010 bis 2021 lag die Leistung der neuen Windräder im Mittel jedoch nur bei 2,8 MW. Neben einer deutlich höheren Ausbaugeschwindigkeit ist zum Erreichen der Ziele also auch eine technische Weiterentwicklung der Anlagen nötig.
Laut Experten nimmt die Leistungsfähigkeit bei neuen Windkraftwerken in den kommenden Jahren tendenziell zu. Ein Beispiel dafür ist ein Prototyp der Windturbine SG 14-222 DD von Siemens Gamesa, die kürzlich innerhalb von 24 Stunden 359 Megawattstunden (MWh) Strom produziert und damit einen neuen Rekord aufgestellt hat.
Deutlich problematischer als die technischen Herausforderungen ist laut Experten in Deutschland die Bürokratie. Zeitnahe und rechtssichere Genehmigungen der staatlichen Behörden sind die Ausnahme. Hinzukommt oft Widerstand gegen neue Anlagen durch die Bevölkerung, der oft auf Verschwörungstheorien zurückgeht und den Ausbau ebenfalls verlangsamt.