Robert Klatt
Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Eine Studie zeigt nun, dass das Land bei der Energie-, Verkehrs- und Wärmewende schlecht abschneidet und das Ziel kaum erreichen kann.
Potsdam (Deutschland). Deutschland soll laut den Klimazielen der Bundesregierung bis 2045 klimaneutral werden. In den letzten Jahren hat das Land bereits mehrere Zwischenziele erreicht, darunter einen Rekordanteil an erneuerbaren Energien beim Strommix. Forscher der Bertelsmann Stiftung und des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS) haben nun untersucht, wie Deutschland bei den Klimaschutzmaßnahmen im Energie-, Verkehrs- und Gebäudesektor im europäischen Vergleich abschneidet. Die Studie umfasst Dänemark, Norwegen, Deutschland und Großbritannien und zeigt, ob die Staaten das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen können.
Laut der Analyse schneiden Deutschland und Großbritannien bei den Klimaschutzbemühungen vergleichsweise schlecht ab und werden die Umstellung auf Ökostrom und Ökowärme sowie auf einen klimaneutralen Straßenverkehr nicht rechtzeitig abschließen. Dänemark und Norwegen können hingegen sich zur Mitte des Jahrhunderts ihr Klimaziel erreichen und kein neues CO₂ mehr emittieren.
„Der Ländervergleich zeigt, dass es in jedem Sektor mindestens ein Land gibt, das große Fortschritte auf dem Weg zu einer emissionsfreien Versorgung erzielt hat. Eine Dekarbonisierung bis 2050 ist somit machbar, wenn politische Ziele, Vorschriften und Infrastrukturänderungen besser aufeinander abgestimmt werden.“
Die Studie zeigt, dass Dänemark und Norwegen besonders bei der Strom- und Wärmewende führend sind. Außerdem wird Norwegen schon bald nur noch Neuzulassungen von Elektroautos erlauben. Laut einer Analyse der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) läuft der Umstieg auf Elektroautos in Norwegen bereits so schnell ab wie in keinem anderen Land.
Die Umstellung auf Ökostrom in Deutschland wird vor allem durch die teilweise unzureichenden Stromnetze gebremst, die laut einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) nicht für das rapide Wachstum der klimaneutralen Energiequellen ausreichen. Die Forscher erklären zudem, dass eine schnelle Zunahme des Anteils von Elektroautos in Deutschland unwahrscheinlich ist, unter anderem durch den Entfall der staatlichen Förderung.
„Für Fortschritte bräuchte es offizielle Ziele für den Ausbau der Verteilungsnetze und der Stromspeicherkapazitäten sowie eine verbesserte Zielabstimmung im Bereich Übertragungsnetze.“
Laut der Studie ist die Gebäudeeffizienz in Deutschland gut. Insgesamt gibt es bei der Wärmewende aber noch deutliches Verbesserungspotenzial, insbesondere beim hohen Anteil an Öl- und Gasheizungen. Um die CO₂-Emissionen der Gebäude zu senken, müssen diese gegen Wärmepumpen ausgetauscht werden.
„Um die selbst gesteckten Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müsste sich der jährliche Einbau von Wärmepumpen entgegen dem aktuellen Trend ungefähr verdoppeln.“
In Norwegen und Dänemark haben hohe Steuern auf Öl und Gas in Kombination mit staatlichen Subventionen bereits dazu geführt, dass viele Gebäude mit Wärmepumpen beheizt werden.