Robert Klatt
Zur Bekämpfung des Klimawandels muss die CO₂-Konzentration der Erdatmosphäre gesenkt werden. Helfen soll hierbei eine neue Algenfarm des Start-ups Brilliant Planet.
London (England). Die CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre ist in den letzten Jahren auf immer neue Rekordwerte geklettert. Inzwischen sind viele Wissenschaftler deshalb der Ansicht, dass die Menschheit an einem Zeitpunkt angekommen ist, an dem es nicht mehr ausreicht, die CO₂-Emissionen bloß zu reduzieren, um den Klimawandel zu bekämpfen. Die Forschung arbeitet deshalb unter Hochdruck an Systemen, die Kohlendioxid und andere Treibhausgase wieder aus der Atmosphäre entfernen können.
Das erste kommerzielle Direct-Air-Capture-System wurde bereits im Jahr 2017 in der Schweiz in Betrieb genommen. Es folgten danach weitere Systeme, die fast alle CO₂ maschinell aus der Luft entfernen. Nun das Start-up Brilliant Planet eine Alternative vorgestellt, die auf natürlichen Wege CO₂ binden kann.
Wie Adam Taylor, Chef des Unternehmens gegenüber TechCrunch erklärt, hat Brilliant Planet eine Algenfarm auf küstennahem Wüstenland errichtet. Die küstennahem Wüstenland der Algenfarm bieten optimale Lebensbedingungen für die Algenblüte. Es können so in kurzer Zeit möglichst viele Mikroalgen in der Anlage wachsen. Entscheidend dafür ist neben dem Meerwasser vor allem das starke Sonnenlicht.
Aktuell ist der Energiebedarf der Algenfarm noch hoch, weil große Mengen an Meerwasser gepumpt werden müssen. In Zukunft möchte Brilliant Planet ein System entwickeln, dass diesen Prozess extrem energieeffizient durchführt. Denkbar ist etwa, dass ein Großteil des Wassers durch die Gravitation von einem Teich der Farm zum nächsten fließt.
„Wir haben viel Zeit und Mühe investiert, um die Energiekosten zu minimieren, aber wir müssen das Wasser vom Meeresspiegel auf einige Meter über dem Meeresspiegel anheben. Bei diesem Prozess entsäuern wir das Meerwasser. Für jede Einheit Meerwasser, die wir anheben, entsäuern wir also das Äquivalent von fünf Einheiten Meerwasser auf das vorindustrielle Niveau“, erklärt Taylor.
Laut Taylor ist das von Brilliant Planet entwickelte Verfahren bei der Dekarbonisierung der Luft 30-mal effektiver als der Regenwald. Die Technik könnte also Luft im großen Stil dekarbonisieren. Realistisch sind Kosten unter 50 US-Dollar pro Tonne CO₂, die aus der Atmosphäre entfernt wird.
Eine kürzlich abgeschlossene Serie-A-Finanzierungsrunde, an der auch die Risikokapitaltochter von Toyota beteiligt ist, ermöglicht Brilliant Planet den Bau einer 30 Hektar großen Algenfarm. Diese soll das Verfahren im industriellen Maßstab demonstrieren. Bisher besteht lediglich eine Kleinanlage in Marokko. Zudem soll das Geld der Investoren in die weitere Grundlagenforschung und das Entwicklungsprogramm des Start-ups in London fließen.