Robert Klatt
Elektroautos sind trotz der energieaufwendigen Akkuherstellung und des hohen Anteils an Kohlestrom die saubersten Kraftfahrzeuge. In den kommenden Jahren werden die Emissionsvorteile durch den Ausbau erneuerbarer Energien weiter zunehmen.
Wilmington (U.S.A.). Die Umweltbilanz von Elektroautos wird von Kritikern wegen der energieaufwendigen Akkuherstellung und des Ladens mit Kohlestrom häufig infrage gestellt. Eine Studie des ifo Instituts kam 2019 sogar zu dem Ergebnis, dass ein Auto mit Dieselmotor sauberer ist als ein vergleichbar großes Elektroauto. Laut einer nun publizierten Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) haben Elektroautos jedoch die mit Abstand geringsten Emissionen aller Kraftfahrzeuge.
Sie analysierten dazu die bei der Gewinnung und Verarbeitung der Rohstoffe, bei der Produktion, im Betrieb und beim Recycling anfallenden Treibhausgasemissionen eines Fahrzeugs über dessen gesamte Betriebsdauer. Betrachtet wurden in der Studie die Betriebsdauer (EU), U.S.A, China und Indien. In diesen Regionen werden rund 70 Prozent der globalen Neuwagen abgesetzt.
Bereits jetzt sind in allen untersuchten Märkten Elektroautos signifikant klimafreundlicher als Verbrenner. Am größten ist der Unterschied bei den Emissionen in der EU. Ein mittelgroßes Elektroauto erzeugt hier zwischen 66 und 69 Prozent CO2 und andere Treibhausgase als ein vergleichbarer Verbrenner. In den U.S.A. liegt die Differenz bei 60 bis 68 Prozent.
Auch in Indien und China wo noch viele alte Kohlekraftwerke mit besonders hohen Emissionen betrieben werden, sind Elektroautos bereits sauberer als Verbrenner. In China erzeugen Elektroautos demnach 37 bis 45 weniger Emissionen, in Indien 19 bis 34 Prozent.
„Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Dekarbonisierung des Stromnetzes neben der Elektrifizierung von Fahrzeugen“, erklärt Peter Mock, ICCT-Geschäftsführer für Europa. In den kommenden Jahren wird die Lücke durch einen größeren Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung weiter zunehmen.
2039 liegen die Emissionsvorteile für Elektroautos laut der Prognose des ICCT in der EU bereits bei 74 bis 77 Prozent. In den U.S.A. werden 62 bis 76 Prozent, in China 48 bis 64 Prozent und in Indien 30 bis 56 Prozent erreichen.
Die Effekte von Plugin-Hybridfahrzeugen werden hingegen überschätzt. In Mittel emittieren diese nur rund 20 Prozent weniger Treibhausgase als Autos mit Verbrennungsmotor. Über die gesamte Betriebsdauer liegen die Emissionsvorteile von hybriden aus der Kompaktklasse bei 25 bis 27 Prozent. Der Hauptgrund dafür ist laut einer Studie des ICCT in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI der Verbrauchswert, der laut einer Auswertung von 100.000 Plug-in-Hybridfahrzeugen in der Realität deutlich über den offiziellen Herstellerangaben liegt.