Robert Klatt
Die Elektroautoproduktion verursacht hohe CO₂-Emissionen. Eine Studie zeigt nun, dass der große „CO₂-Rucksack“ über die Lebensdauer ausgelichen wird.
Düsseldorf (Deutschland). Kognitive Verzerrungen, etwa die oft stark unterschätzte Reichweite, verhindern bei vielen Menschen den Kauf eines Elektroautos. Zudem ist auch die Klima- und Umweltbilanz umstritten. Forscher des Vereins Deutscher Ingenieure e. V. (VDI) haben deshalb eine umfassende Ökobilanzstudie erstellt, die die CO₂-Emissionen von Elektroautos, Hybriden und Verbrennern in der Herstellung und im Betrieb untersucht hat.
Die Forscher haben für ihre Studie Modelle aus der Kompaktklasse analysiert. Die höchsten Emissionen fallen demnach bei der Produktion von Elektroautos an, darunter der VW ID.3 Pro S mit einem 82-kWh-Akku (17,9 Tonnen CO₂) und der ID.3 Pro Performance mit einem 62-kWh-Akku (15,9 Tonnen CO₂). Die Emissionen während der Produktion des Toyota Corolla 1.8 Hybrid Comfort waren innerhalb der Stichprobe am geringsten (7,69 Tonnen CO₂).
Ein Großteil der CO₂-Emissionen in der Produktion von Elektroautos entfällt auf die Batterieherstellung und den Antriebsstrang. Beim ID.3 Pro S sind es insgesamt 10,12 Tonnen CO₂, wovon 8,37 Tonnen CO₂ auf die Batterie entfallen (83 %). Im Vergleich zum Ford Focus 1.0 Ecoboost, bei dem die Produktion des Antriebsstrangs lediglich 1,21 Tonnen CO₂ freisetzt, sind die Emissionen des ID.3 Pro S somit 8,3-mal so hoch.
Anschließend haben die Forscher untersucht, ob Elektroautos die in der Produktion angefallenen CO₂-Emissionen während ihrer Lebensdauer aufholen können. Dazu verwendeten sie den sogenannten Mittelwertansatz, der die CO₂-Emissionen Elektroautos auf Basis des aktuellen und des zukünftigen Strommixes berechnet. Die CO₂-Emissionen des zukünftigen Strommixes ermittelten sie anhand einer Prognose der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), die davon ausgeht, dass die erneuerbaren Energien von etwa 520 TWh im Jahr 2025 auf 760 TWh im Jahr 2035 ausgebaut werden.
Laut dem Mittelwertansatz verursacht die Herstellung und die Stromproduktion für einen ID.3 mit 62-kWh-Akku bei einer Laufleistung von 200.000 Kilometern insgesamt 24,2 Tonnen Co2-Emissionen. Der Toyota Corolla 1.8 Hybrid Comfort liegt mit 24,8 Tonnen nur geringfügig höher. Im Vergleich dazu erreichen die Autos mit Diesel- und Benzinmotor nach 200.000 Kilometern 33 bzw. 37,1 Tonnen CO₂.
Der ID.3 mit 62-kWh-Akku hat somit gegenüber dem Benziner bereits nach 90.000 Kilometern Laufleistung eine bessere Co2-Bilanz. Der ID.3 Pro S mit größerem Akku übertrifft die Verbrennungsmotoren erst nach einer deutlich längeren Laufleistung. Er lässt den Toyota Corolla 1.8 Hybrid bei rund 140.000 Kilometern und den Golf mit Plug-in-Hybrid erst nach über 200.000 Kilometern hinter sich.