Rätselhaftes Meeresleuchten

Erstes Foto des Milky Seas-Phänomen

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Das Milky Seas-Phänomen ist ein sehr seltenes Meeresleuchten mit unbekannter Ursache
  • Bisher wurde das Licht nur mit Satellitenaufnahmen aufgezeichnet. Nun hat die Crew einer Privatyacht die ersten Fotos und Videos erstellt

Das Milky Seas-Phänomen ist ein sehr seltenes Meeresleuchten, dessen Ursache unbekannt ist. Von einer Privatyacht wurden nun erstmals Fotos und Videos des rätselhaften Phänomens gemacht.

Fort Collins (U.S.A.). Einzeller können über ihre Biolumineszenz ein grünliches oder blaues Licht erzeugen. Die im Plankton lebenden Dinoflagellaten verursachen damit häufig das Meeresleuchten, wenn sie durch eine Strömung oder durch ein Schiff bewegt werden. Sobald das Wasser sich beruhigt, nimmt das Licht an der Meeresoberfläche wieder stark ab.

Das sogenannte Milky Seas-Phänomen ist hingegen ein deutlich selteneres Meeresleuchtens. „Die Milky Seas sind eine Form der marinen Biolumineszenz, die weltweit nur ein bis zweimal im Jahr vorkommt und die die Meeresoberfläche in mondloser Nacht hell wie ein Schneefeld erscheinen lassen“, erklärt Steven Miller von der Colorado State University. Im Gegensatz zum typischen Meeresleuchten tritt Milky Seas im komplett ruhigem Wasser auf und erlischt, wenn das Wasser bewegt.

Biolumineszierende Bakterien als Ursache?

„Man vermutet, dass diese Leuchtereignisse von biolumineszierenden Bakterien verursacht werden, die mittels Quorum Sensing miteinander kommunizieren und beim Erreichen einer kritischen Populationsdichte zu leuchten beginnen“, so Miller. Weil das Meeresleuchten so selten auftritt, konnte die Wissenschaft bisher aber noch nicht untersuchen, welche Bakterien dafür verantwortlich sind und wieso sie leuchten.

Milky Seas-Phänomen zufällig fotografiert

Die meisten Belege für die Existenz des seltenen Meeresleuchtens stammen von Satellitenaufnahmen. In den letzten zehn Jahren wurden darauf zwölf größere Leuchtereignisse festgehalten, bei denen es sich um das Milky Seas-Phänomen gehandelt haben könnte. Das größte Meeresleuchten wurde zwischen Juli und September 2019 vor der Küste von Java aufgezeichnet. Damals leuchtete eine Fläche von mehr als 100.000 Quadratkilometern.

Laut einer Publikation im Fachmagazin PNAS hat die Privatjacht Ganesha dieses Gebiet im August 2019 durchfahren. Dabei konnte die Crew die ersten Fotos und Filmaufnahmen des Milky Seas-Phänomens erstellen und das Meeresleuchten beschreiben. „Die Ganesha-Daten bieten die Möglichkeit, die Satellitendaten mit direkten Beobachtungen abzugleichen“, erklärt Miller. Zudem sollen die Aufzeichnungen und Berichte der Besatzung dabei helfen, die Ursache des Milky Seas-Phänomens zu ermitteln.

Weißes Meeresleuchten

„Als ich gegen 22:00 Uhr aufwachte, war das Meer weiß. Man hat das Gefühl, über Schnee zu segeln, Die Farbe und Intensität glich dem von Leuchtaufklebern oder dem Ziffernblatt mancher Uhren“, heißt es dazu in einem Eintrag im Schiffslogbuch vom Abend des 2. August 2019. Laut dem Bericht der Crew war das Meer zu diesem Zeitpunkt heller als der mondlose Himmel. Das Leuchten erstreckte sich bis zum Horizont.

Sobald die Bugwelle des Schiffes das Meerwasser bewegte, hörte das Leuchten in den unruhigen Regionen auf. Ähnlich verhielt sich das Meeresleuchten auch in einer Wasserprobe, die die Besatzung mit einem Eimer aus dem Meer entnahm. Sobald das Wasser im Eimer unruhig war, hörte das Leuchten auf. Damit verhalten sich die für das Milky Seas-Phänomen verantwortlichen Lebewesen genau umgekehrt wie die Einzeller, die das typische Meeresleuchten auslösen.

Meeresleuchten in tiefen Wasserschichten

Bisher ging die Forschung davon aus, dass beim Milky Seas-Phänomen nur die Wasseroberfläche leuchtet. Laut der Beschreibung der Besatzung existiert das Leuchten jedoch noch in zehn Meter Wassertiefe. „Diese Beobachtungen scheinen die Hypothese eines oberflächlichen Bakterienfilms zu widerlegen und sprechen eher für eine tiefer reichende oder weiter unten liegende Quelle. Viele Fragen zur Struktur, der Zusammensetzung und der Bedeutung des Milky-Seas-Phänomens waren noch auf ihre Beantwortung“, so Miller.

PNAS, doi: 10.1073/pnas.2207612119

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