Robert Klatt
Die Europäische Union (EU) möchte bis 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen erreichen. Der Klimabeirat der EU empfiehlt deshalb eine Förderung von Direct Air Capture (DAC) Techniken, mit denen das Gas aus der Atmosphäre entfernt werden kann.
Kopenhagen (Dänemark). Die Europäische Union (EU) möchte bis 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen erreichen. Anschließend soll CO₂ aus der Atmosphäre entfernt werden, um Netto-Negativ-Emissionen zu erzielen. Weil die natürlichen Kohlenstoffsenken der Erde stetig zurückgehen und Direct Air Capture (DAC) Techniken, mit denen das Gas aus der Luft gefiltert werden kann, bisher kaum eingesetzt werden, hat das European Scientific Advisory Board on Climate Change, der Klimabeirat der EU, eine Stellungnahme publiziert, die die Entwicklung und Förderung von DAC empfiehlt.
Laut dem wissenschaftlichen Beirat zum Klimawandel kann nur eine Kombination aus einer signifikanten Reduzierung der Neuemissionen und dem Entfernen von CO₂ aus der Atmosphäre die schnell voranschreitende Erderwärmung stoppen und das Klima stabilisieren. Ohne diese Maßnahmen können die bereits schwerwiegenden Effekte des Klimawandels laut den Wissenschaftlern nicht eingedämmt werden.
„Um seine Klimaziele zu erreichen, muss die EU die CO₂-Entfernung rasch ausbauen und gleichzeitig tiefgreifende Emissionsreduktionen verfolgen. Mit den richtigen Anreizen kann ein dynamischer Politik-Mix die Innovation beschleunigen und die Position der EU im globalen Wettstreit um die Führung in der sauberen Technologie stärken.“
Der wissenschaftliche Beirat empfiehlt in seiner Stellungnahme, dass die EU separate gesetzliche Ziele für Emissionen, temporäre CO₂-Entfernungen sowie permanente Entfernungen festlegen sollte. Diese Maßnahmen sollen klare Investitionssignale an die großen Emittenten, also vor allem Industrieunternehmen, senden und dadurch den technologischen Fortschritt fördern. Außerdem haben sich die Wissenschaftler in ihrem Bericht für eine Erhöhung der Innovationsfinanzierung und die Schaffung von Marktanreizen ausgesprochen, damit die Nachfrage nach CO₂-Entfernungen zunimmt.
„Die Beschleunigung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit ist eine zentrale Priorität der EU. Für die CO₂-Entfernung bedarf es klarer Leitlinien und erheblicher öffentlicher Investitionen, um die technologische und kommerzielle Einsatzbereitschaft verschiedener Verfahren zu verbessern. Diversifizierung, ein verlässliches Monitoring und die Einbindung der Öffentlichkeit können dazu beitragen, dass die CO₂-Entfernungen die beabsichtigten Klimavorteile liefern, die Umweltintegrität wahren und soziale Bedenken adressieren.“
Die CO₂-Entfernungsverfahren sollen zudem in das EU-Emissionshandelssystem integriert werden. Unternehmen, die CO₂ aus der Atmosphäre entfernen, könnten dadurch ein Guthaben generieren, mit dem sie neue Innovationen finanzieren. Dies würde laut den Forschern den Ausbau der CO₂-Entfernung durch die Privatwirtschaft fördern und die Abhängigkeit von staatlichen Haushaltsmitteln reduzieren.
„Sobald ein verlässlicher Zertifizierungsrahmen etabliert ist, wird die Integration permanenter CO₂-Entfernungen in das EU-Emissionshandelssystem dazu beitragen, Reduktionen und Entfernungen kosteneffizient auszugleichen. Dieser Prozess sollte schrittweise eingeführt und sorgfältig gesteuert werden, um die technologische Einsatzbereitschaft und ökologische Risiken zu berücksichtigen. Zudem sollte eine Vermittlungsinstitution das Angebot und die Nachfrage von Entfernungsgutschriften überwachen, um ein robustes und effektives System zu gewährleisten.“