Robert Klatt
In der Europäischen Union (EU) übertrifft die Feinstaubbelastung in vielen Städten die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO). An der schlechten Luftqualität sterben rund 240.000 Menschen jährlich.
Kopenhagen (Dänemark). Es ist seit Langem bekannt, dass eine hohe Feinstaubexposition sich negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirkt. Eine Studie des Danish Cancer Institute zeigte etwa kürzlich, dass Feinstaub die Fruchtbarkeit des Menschen reduzieren kann. Weitere Studien haben zudem belegt, dass Feinstaub das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Nun haben Wissenschaftler der Europäischen Umweltagentur (EUA) einen neuen Bericht publiziert, laut dem Feinstaub in der Europäischen Union (EU) fast 240.000 Todesfällen pro Jahr verursacht, von denen 70.000 Todesfälle auf Ozon und 48.000 Todesfälle auf Stickstoffdioxid entfallen.
Wie die Forscher erklären, basiert die Studie auf epidemiologische Analysen, die einen statistischen Zusammenhang zwischen der Feinstaubbelastung und gesundheitlichen Problemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen herstellen. Unterschiedliche Gruppen, die den Ursachen in unterschiedlichen Maße ausgesetzt sind, ermöglichen Vergleiche, aus denen sich begründete Annahmen zu einer Korrelation zwischen der Feinstaubexposition und zusätzlichen Todesfällen ableiten lassen.
Die Studienergebnisse zeigen somit keine Kausalitäten, sondern lediglich, wie bei epidemiologische Studien üblich, eine statistische Abschätzung. Es ist daher möglich, dass die Anzahl der durch Feinstaub verursachten Todesfälle in der EU höher oder niedriger ist als der errechnete Wert von 240.000.
Messungen der Feinstaubbelastung zeigen, dass die Luftqualität vor allem in den Städten oft über den empfohlenen Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen. Laut der Wissenschaftler der EUA hätte eine Einhaltung der Grenzwerte die Todesfälle stark reduzieren können. Insgesamt ist die Entwicklung jedoch positiv und die Belastung mit Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon nimmt ab.
Die Anzahl der auf Feinstaub zurückzuführenden Todesfälle sind demnach von 2005 bis 2022 stark gesunken (- 45 %). Bis 2030 möchte die EU diesen Wert um mindestens 55 Prozent reduzieren. Dazu hat die EU kürzlich eine neue Richtlinie verabschiedet, die die EU-Grenzwerte näher an die Empfehlungen der WHO bringt. Die Luftqualität soll dadurch in den kommenden Jahren deutlich besser werden.