Robert Klatt
Die Nordatlantische Umwälzströmung, eine der zentralen Einflussfaktoren des Weltklimas, wird schwächer und bringt somit weniger warmes Wasser aus der Karibik nach Europa.
Massachusetts (U.S.A.). Die Nordatlantische Umwälzströmung (AMOC) versorgt den Nordatlantikstrom und den Golfstrom mit warmen Wassern aus der Karibik, das bis nach Europa gelangt, vor Grönland in die Tiefe absinkt und als kaltes Tiefenwasser zurück in den Süden strömt. Die AMOC ist deshalb einer der zentralen Einflussfaktoren des Weltklimas.
In den letzten Jahren hat die AMOC, die auch als Motor der globalen Meeresströmungen bezeichnet wird, durch den Klimawandel bereits 15 Prozent ihrer Kraft verloren. Verantwortlich dafür ist der Rückgang des Meereises und der zunehmende Einstrom von kaltem Schmelzwasser.
Eine Studie des Woods Hole Oceanographic Institution zeigt nun, dass der Florida-Strom, einer der wichtigsten Zubringer des Golfstroms, ebenfalls schwächer wird. Gemeinsam mit dem kleineren Antillenstrom beginnt der Florida-Strom vor der Südküste der U.S.A. und versorgt von dort den Golfstrom mit warmen Wassern.
Die im Fachmagazin Nature Communications publizierte Studie basiert auf einer Rekonstruktion des Wasservolumens seit 1909, die das Team um Christopher Piecuch anhand von Pegelständen der Küste Floridas und auf den Bahamas berechnet hat. Physikalische Modelle ermöglichen es, aus diesen Daten indirekt zu ermitteln, wie viel warmes Wasser Florida-Strom in den Norden bringt.
Laut den Ergebnissen der Rekonstruktion ist das Wasservolumen des Florida-Stroms seit 1909 stetig zurückgegangen. Anfang der 20. Jahrhunderts waren es im Mittel 33 Millionen Kubikmetern pro Sekunde, von 1982 bis 2020 waren es im Mittel 31,8 Millionen Kubikmetern pro Sekunde. Wie Piecuch erklärt, „zeigt der 100-Jahres-Trend eine Verringerung um 1,7 Millionen Kubikmeter pro Sekunde.“
Am stärksten hat der Florida-Strom in der vergangenen zwei Jahrzehnten an Wasservolumen verloren. Die gemessenen Werte in diesem Zeitraum sind laut den Wissenschaftlern die niedrigsten der letzten 110 Jahre. Laut Piecuch „kann das Timing dieser Extreme nicht allein durch natürliche Fluktuationen erklärt werden.“ Der Wissenschaftler kommt somit zu dem Schluss, dass seine Ergebnisse eine Abschwächung der Nordatlantische Umwälzströmung bestätigen.
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-020-17761-w