Dennis L.
Mal wieder hat die EU, trotz heftiger Kritik der Bevölkerung und zahlreicher Wissenschaftler, die Verwendung von dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung als unbedenklich eingestuft - und das obwohl die Internationale Agentur für Krebsforschung den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hat.
Wien (Österreich). Nachdem die EU-Behörden mal wieder das Pestizid Glyphosat als unbedenklich eingestuft haben, habt sich ein Forscher aus Österreich die Studien, die zu dem EU-Beschluss geführt haben, einmal genauer angesehen. Sein Fazit: Die Studien zu Glyphosat sind sehr fragwürdig und zudem veraltet.
er Krebsforscher Siegfried Knasmüller aus Wien zweifelt stark an der Unbedenklichkeitseinschätzung von Glyphosat durch die EU-Behörden. So kritisiert der Forscher, dass diverse Studien zur Toxikologisches Einschätzung des Pestizids fragwürdig und veraltet sind. Insgesamt analysierte der Krebsforscher 53 der verwendeten Studien zu möglichen Erbgutschäden, welche das Unternehmen bei den EU-Zulassungsbehörden einreichte.
Besagte Studien waren lange Zeit wegen angeblicher Geschäftsgeheimnisse des Unternehmens unter Verschluss gehalten worden. Im Jahr 2019 beendete das Gericht der Europäischen Union in Luxemburg den Aktenverschluss aufgrund einer Organisation, welche seit Jahren Druck auf die Behörden zur Veröffentlichung der Dokumente ausübte.
Knasmüller bezeichnet die Studien, welche die angebliche Unbedenklichkeit von Glyphosat belegen sollen, für eine Katastrophe. Mal war die untersuchte Zellenzahl nicht ausreichend und wieder ein anderes Mal seien nicht genügend Bakterienstämme verwendet worden. Die Mängelliste nach den 2014 geltenden OECD-Standards sei endlos. Die meisten der Studien haben den Standards ganz klar nicht entsprochen.
Dennoch beschreibt das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das im Auftrag der EU für die Risikobewertung zuständig ist, im Jahr 2015 die meisten dieser Test als „akzeptabel“. Während die staatlichen Prüfer rund 85 Prozent der Genotoxizitätsstudien für akzeptabel hielten, stufte der Krebsforscher lediglich vier Prozent als objektiv und zuverlässig ein.
Im Jahr 2015 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung Glyphosat als mögliches Karzinogen ein, bedeutet: Wahrscheinlich krebserregend. Der Bayer-Konzern, der weltweit einer der größten Produzenten glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel ist, verweist hingegen auf die Ergebnisse der EU-Behörden und darauf, dass "Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt weiterhin zu dem übereinstimmenden Schluss kommen, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung sicher und weder genotoxisch noch krebserregend" sei.
Die EU hat das Pestizid Glyphosat erneut bis zum 15. Dezember 2022 zugelassen. Nach diesem Datum wird erneut entschieden, ob das umstrittene Pflanzenschutzmittel weiter verwendet werden darf.