Dennis L.
Pflanzenschädlinge sind für einen Großteil der globalen Ernteausfälle verantwortlich. Sogenannte Insektizide schützen zwar vor dem Problem, stehen aber in der Öffentlichkeit stark in der Kritik. Einfache und harmlose Pheromone sollen nun die schädlichen Insektizide ersetzen.
Stuttgart (Deutschland). Geht es nach den Forschern des Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) in Stuttgart, so brauchen in Zukunft keine Insektizide mehr auf Feldern eingesetzt werden, um diese vor Lebensmittelmotten und anderen Schädlingen zu schützen. Im Rahmen des EU-Projekts Olefine wollen die Forscher gezielt Pheromone einsetzen, welche die Vermehrung der Insekten stoppt – ganz ohne Gifte.
Die Pheromone sollen dazu in speziellen Behältern direkt auf den Feldern und in der unmittelbaren Umgebung platziert werden. Von dort aus werden die Pheromone dann freigesetzt und verwirren anschließend die männlichen Tiere, dass diese im Meer der Botenstoffe keine Weibchen mehr für die Paarung finden. Da es in Folge nicht zur explosionsartigen Vermehrung der Schädlinge kommt, bleiben die Ernteausfälle aus.
Das internationale Forscherteam beton, wie wichtig der Verzicht auf Insektizide ist, da diese nicht nur die Schädliche abtöten, sondern auch nützliche Insekten wie Bienen oder Hummeln. Laut Aussage der Forscher könnte man heute bereits Pheromone als Schutz der Felder einsetzen, jedoch ist die chemische Synthese sehr kompliziert und damit auch sehr teuer.
Das dänische Unternehmen BioPhero wird in Zusammenarbeit mit den Forschern den Fraunhofer-Instituts die Pheromone mit Hilfe von manipulierten Hefezellen produzieren. Die Forscher sind dabei unter anderem für die Ökobilanz zuständig: „Wir untersuchen beispielsweise, wie viel Material und Energie zur Herstellung nötig sind und wie sich dies auf die Umwelt auswirkt. Dabei zeigen wir auf, bei welchen Prozessschritten sich welche Veränderungen stark auswirken würden. Diese Informationen spielen wir an die dänischen Partner zurück, die sie dann entsprechend umsetzen“, erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Eva Knüpffer.
Die Forscher halten auch die Kosten im Blick und stellen eine Kostenrechnung auf. Wie diese jedoch genau ausfallen wird, ist bisher noch nicht ganz klar. Sicher ist nur, dass die Kosten für die Herstellung der Pheromone deutlich geringer als bei der chemischen Synthese ausfallen werden.
Neben den Anschaffungskosten für die Landwirte ergeben sich aber noch weitere Einsparungspunkte: So müssen diese nicht mehrmals pro Jahr mit ihren Traktoren über die Felder fahren und die Insektizide versprühen. Die Pheromonbehälter müssen nur einmal im Jahr aufgestellt werden. Die Forscher erhoffen sich, in einen ähnlichen Preisrahmen wie die Insektizide zu kommen, damit es keinen finanziellen Grund gibt, nicht auf den Pheromonschutz umzusteigen. Erste Versuche an realen Feldern sind bereits für das kommende Jahr geplant.