Atomkraftwerk

Fukushima – Radioaktives Wasser soll ins Meer geleitet werden

Robert Klatt

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TEPCO, der Betreiber des 2011 explodierten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi, möchte über 1,2 Millionen Tonnen radioaktives Abwasser im Meer entsorgen. Eine Entscheidung der japanischen Regierung wird noch in diesem Monat erwartet.

Fukushima (Japan). Im März 2011 kam es durch ein Erdbeben und einen Tsunami im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu einem der schwersten Unfälle in einem Atomkraftwerk seit Tschernobyl. Explosionen und eine Kernschmelze in mehreren der sechs Reaktorblöcke sorgten dafür, dass die radioaktiven Isotope Uran, Cäsium und Strontium in die Natur freigesetzt wurden. Auch heute, fast zehn Jahre nachdem Unfall, gelangt noch immer radioaktives Kühlwasser der Reaktoren durch Lecks in die Umwelt.

Bisher wird dieses radioaktiv verseuchte Wasser vom Betreiber des Atomkraftwerks Tokyo Electric Power Company (TEPCO) in speziellen Behältern gesammelt. Neben dem Kühlwasser werden auch kontaminiertes Grund- und Regenwasser aufgefangen. Pro Tag kommen dabei etwa 170 Tonne Wasser zusammen. Auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände befinden zwischen deshalb inzwischen mehr als 1.000 Tanks mit über 1,2 Millionen Tonnen radioaktivem Wasser. Laut TEPCO ist spätestens 2022 kein Platz für weitere Behältnisse auf dem Gelände mehr vorhanden.

Entsorgung des Abwassers im Meer

Die japanische Regierung und TEPCO evaluieren deshalb bereits seit einigen Jahren, ob das radioaktiv kontaminierte Abwasser nach einer Reinigung im Meer entsorgt werden kann. Genutzt werden soll dazu das sogenannte Advanced Liquid Processing System (ALPS), das laut TEPCO bis auf Tritium alle Radionuklide entfernen kann. Filter, die auch Tritium entfernen, existieren bisher nicht.

Anfang 2020 haben Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) eine Entsorgung des Abwassers im Meer als „weitgehend unbedenklich“ bewertet. Es ist bekannt, dass Tritium beim Menschen nur in hohen Dosen Gesundheitsschäden auslöst. Laut Christophe Xerri von der IAEA würde eine solche Einleitung aber „eine anhaltende Überwachung, regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und ein umfangreiches Monitoring-Programm erfordern.“

Widerstand von Umweltschützern und Fischern

Kritiker der geplanten Einleitung des Abwassers gehen hingegen von deutlich höheren Risiken für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen aus, weil interne Dokumente von TEPCO, die bereits 2019 an die Öffentlichkeit gelangt sind, Hinweise dafür liefern, dass das Wasser in den Speichertanks nicht ausreichend gefiltert wurde. Es ist somit möglich, dass neben dem offiziell enthaltenen Tritium noch immer hohe Dosen von 61 weiteren Radionukliden wie Strontium, Cäsium, Iod und Kobalt im Wasser enthalten sind.

Laut Hideyuki Ban vom Citizens‘ Nuclear Information Center in Japan „weiß die Organisation nicht, wie radioaktiv das behandelte Wasser wirklich ist.“ Schätzungen deuten aber auf Tritiumwerte von „einer Million Becquerel pro Liter“ hin. Neben Umweltschutzorganisationen sind deshalb auch Fischer und Landwirtschaft in Fukushima gegen die Einleitung des radioaktiven Abwassers, weil sie befürchten, dass Produkte aus dieser Region dadurch praktisch unverkäuflich werden.

Baldige Entscheidung der Regierung

Laut japanischen Medien wird die formale Entscheidung der Regierung bereits in diesem Monat erwartet. Die Entsorgung des Abwassers im Meer durch TEPCO würde bei einer positiven Entscheidung wahrscheinlich Anfang 2022 beginnen.

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