Kreislaufwirtschaft

Gebrauchte Windeln als Baumaterial für Häuser

Robert Klatt

Windeln als Baumaterial )kcotS ebodAylleN(Foto: © 

Gebrauchte Windeln erzeugen gigantische Müllberge. Eine Studie zeigt nun, dass die Windeln stattdessen auch als Baumaterial für neue Häuser verwendet werden können.

Kitakyushu (Japan). Allein in Deutschland werden mehr als acht Millionen Einwegwindeln aus Kunststoff täglich verwendet. Wissenschaftler des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (Acib) arbeiten deshalb bereits seit einigen Jahren daran, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, in der gebrauchten Windeln als Rohstoffe dienen sollen. Nun haben Forscher der University of Kitakyushu um Siswanti Zuraida eine Studie publiziert, laut der gebrauchte Windel beim umweltfreundlicheren Bauen von Häusern helfen könnten.

Laut der Publikation im Fachmagazin Scientific Reports könnten Windeln nach entsprechender Reinigung, Sterilisierung und Zerkleinerung bei einem einstöckigen Haus Teile des Sands im Beton (27 %) und des Sands im Mörtel (40 %) ersetzen. Dabei orientierte sich die Untersuchung an den indonesischen Baunormen.

Reduzierung der Baukosten

Dies würde nicht nur den Müll reduzieren, sondern könnte auch die Baukosten senken. Die größte Herausforderung für nachhaltiges Bauen in ökonomisch schwächer gestellten Ländern sind die finanziellen Anforderungen. In Anbetracht eines Bevölkerungszuwachses von 4,1 Prozent pro Jahr in Indonesien, besteht eine jährliche Nachfrage nach ungefähr 780.000 neuen Wohngebäuden. Die Kapazität der lokalen Bauwirtschaft erreicht jedoch lediglich eine maximale Leistung von 500.000 neuen Einheiten.

„Baumaterialien sind oft der bedeutendste materielle Beitrag beim Bau von Wohnungen und können bis zu 80 Prozent des Gesamtwerts eines einfachen Wohnhauses ausmachen.“

1,73 Kubikmeter Windelabfall pro Einfamilienhaus

Laut den Berechnungen der Forscher könnten für den Bau eines Hauses von 36 Quadratmetern, das einen Baumaterialbedarf von 22,79 Kubikmetern aufweist, 1,73 Kubikmeter Abfall von Wegwerfwindeln verwendet werden. Die Umsetzung in Indonesien stellt jedoch eine Herausforderung dar. Einerseits existieren derzeit keine Unternehmen, die Einwegwindeln als recyceltes Material nutzen. Andererseits widersprechen die aktuellen baurechtlichen Vorgaben des Landes der Integration von Windelmaterialien in Beton und Mörtel.

Druckfestigkeit limitiert Einsatz von Windeln

Bei der Konstruktion eines dreistöckigen Gebäudes dürfen tragende Elemente wie Pfeiler und Träger eine Druckfestigkeit von nicht weniger als 20 Megapascal aufweisen. Daher ist es möglich, den Anteil des Feinsands in diesen Elementen durch Windelabfall auf maximal zehn Prozent zu reduzieren. Bei der Errichtung eines zweistöckigen Gebäudes beträgt dieser Anteil bis zu 19 Prozent und bei einem einstöckigen Gebäude bis zu 27 Prozent. Im Gegensatz dazu kann der Anteil von Windelmaterial im Mörtel nichttragender Mauern auf bis zu 40 Prozent erhöht werden. Windeln können somit bis zu neun Prozent des Sands in Bodenplatten, sowohl im Inneren des Gebäudes als auch auf der Terrasse ersetzen.

Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-023-32981-y

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